In den letzten Wochen bin ich leider kaum zum Stöckeln gekommen. Die Feiertage mit corona-bedingt sparsamem Familienkontakt und viel zu viele Home-Office-Tage haben mich erfolgreich daran gehindert, und auch im ansonsten wundervollen Skiurlaub ging gar nichts. Kleines, inhabergeführtes Hotel, in dem der halbe Familienkreis seit 20 Jahren als bestens bekannte Stammgäste logiert – ne, das stand außer Frage. Aber warum gibt es eigentlich noch keine Skischuhe mit Absatz…? 🤔
So bin ich nur ein bisschen zuhause herumgestöckelt wenn eine der recht zahlreichen Lieferungen aus Fernost eingetrudelt ist und der Inhalt anprobiert werden wollte. Ja, ich weiß: ich muss mal Inventur machen und meine Sammlung in meinem sträflich vernachlässigten Schuhschrank-Thread vorstellen. 🤗
Am Donnerstag ergab sich aber endlich wieder die Möglichkeit. Ich hatte geschäftlich in der Nähe von Mannheim zu tun und wollte auf dem Heimweg, der mich an Weiterstadt bei Darmstadt vorbeiführte, einem dort ansässigen Möbelhaus einen Besuch abstatten. Ich hatte von einem Möbelkauf vor ein paar Jahren noch einen Gutschein in hohem zweistelligem Wert, der in ein paar Tagen schlecht werden würde. Zwar brauchte ich nicht gerade dringend irgendetwas aus dem Bereich Haushaltswaren, Deko und Krimskrams, aber für's Altpapier war er doch zu schade. Irgendetwas findet sich dort immer, und die Gelegenheit war geradezu prädestiniert für hohe Hacken. Zwei Paar nicht zu anspruchsvolle und extravagante „Alltags-Heels“ habe ich eh immer im Tiefgeschoss des Kofferraums.
Als ich in Mannheim fertig war und den Namen des Ladens ins Navi eingab, stellte ich anhand der Vorschläge fest, dass auch dort in nur wenigen Kilometern Entfernung das Möbel haust. Das könnte man sich bei der Gelegenheit ja auch mal angucken. Also nix wie hin – und bei der Annäherung ans Ziel kamen mir doch einige Zweifel. Während man den Riesenklotz in Weiterstadt vermutlich mit bloßem Auge aus einer niedrigen Erdumlaufbahn erkennen kann, stach hier nichts sonderlich beeindruckendes aus einer Reihe von kleineren Gebäuden hervor. Tatsächlich ist die Mannheimer Filiale ein paar Nummern kleiner geraten und konzentrierte sich ausschließlich auf's Kerngeschäft – meinen Krimskrams würde ich hier also eher nicht finden. Was mich natürlich nicht davon abhielt, einen ausgiebigen Rundgang in den Rockz Army Black 10,5 cm zu machen, nachdem ich bei der Dame am Eingang meinen 2G-Nachweis samt ausgiebiger Überprüfung des Personalausweises hinter mich gebracht hatte. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ihr Blick eine Weile am Perso vorbei in Richtung Boden gegangen ist… Im Laden war nicht sehr viel los, es waren augenscheinlich fast mehr Verkäufer als Kunden anwesend. Somit fassten diese mich als potentielles Opfer meist schon aus größerer Entfernung ins Auge und verfolgten jede Bewegung in ihre Richtung in hoffnungsvoller Erwartung. Daher blieb mein Schuhwerk den wenigsten verborgen und ein paar Kontrollblicke über die Schulter ergaben zahlreiche in Richtung Teppich gerichtete Augenpaare.
Es gab im Möbelhaus übrigens außer meinen noch andere High Heels zu sehen:
Irgendwann hatte ich genug, zumal ich ja nun doch noch den Abstecher nach Weiterstadt machen und dort weitere Gelegenheit zum Stöckeln haben würde. Als ich mich dem Ausgang näherte, sah ich, dass die vorgenannte 2G-Kontrolleurin (oder ist es jetzt doch wieder 3G? das blickt doch kein Mensch mehr…) mit einer Kollegin draußen davor stand und etwas für ihre Gesundheit tat. 🙄 Sie sah mich durch die offene Automatik-Schiebetür herannahen (warum stehen Raucher eigentlich immer so nahe am Eingang, dass man draußen zwangsläufig durch die Abgase laufen muss und diese bestmöglich nach drinnen ziehen können?) und tuschelte ihrer Kollegin etwas zu. Somit verfolgten nun zwei Augenpaare meinen Weg nach draußen und in Richtung Auto, wobei der Gesichtsausdruck der Kontrolleurin recht skeptisch, der der anderen (und erheblich jüngeren, schlankeren, hübscheren) Dame hingegen eher interessiert-anerkennend wirkte. Meinen Gruß erwiderten sie aber beide freundlich bevor ich von dannen stöckelte. Ein älterer Autofahrer erzielte noch eine volle Breitseite, nachdem er mich netterweise vor sich über die Fahrbahn kreuzen ließ. Gute Taten werden eben belohnt. 😇
Eine gute halbe Stunde später stand ich auf dem Parkplatz in Weiterstadt und schlüpfte dieses Mal zur Abwechslung in meine Blockabsatz-Stiefeletten im Tarn-Look von Onlymaker, netto irgendwo zwischen zehn und elf Zentimetern. Zunächst machte ich einen Rundgang durch die Lampen-und Garderobenabteilungen um mir ein paar Inspirationen für demnächst anstehende Renovierungsarbeiten zu holen.
Dann arbeitete ich mich eine gute halbe Stunde durch die Geschirr-, Gläser- und Dekoabteilung im Erdgeschoss, jedoch ohne etwas zu erspähen, was ich brauchen könnte. Was ich hingegen erspähte war eine Mitarbeiterin, die mir irgendwie erheblich mehr Aufmerksamkeit widmete als der sonstigen, zahlreichen Kundschaft und sich komischerweise ständig in meiner Sichtweite bewegte… sah ich vielleicht aus wie ein potentieller Ladendieb? 🤔 Irgendwann musste ich einsehen, dass ich hier unten meinen Gutschein nicht sinnvoll loswerden würde, und machte mich auf in die vierte Etage – Küchen samt Zubehör. Den Aufzug ließ ich links (eigentlich eher halb-rechts voraus) liegen und stiefelte die langgestreckte Spiralrampe nach oben. Die Steigung machte die Absätze gefühlt um ein bis zwei Zentimeter niedriger, was für den Moment gar nicht unangenehm war. Nach einem ausgiebigen Rundgang fand ich dort oben tatsächlich ein Küchenutensil, das ich gut brauchen konnte und für das ich nur einen einstelligen Eurobetrag aufzahlen müsste. Dummerweise war im Regal nur das nicht mehr ganz taufrische Ausstellungsstück zu finden. Also bat ich zwei junge Damen um Hilfe, an denen ich vorher schon zweimal vorbeigekommen war. Sie rissen sich förmlich darum, mir zu assistieren, und kamen nach kurzer Debatte einfach beide mit. Und zwar in angemessenem Respektabstand hinter mir. 😄 Man erinnerte sich dann daran, dass hier die Produktkartons in den unteren Regalebenen gerne einmal in zweiter Reihe parkten und begann, die vornestehenden großräumig beiseitezuräumen. Natürlich auf den Knien links und rechts von mir und mit deutlich mehr Blicken auf meine Füße als in die Regale. Dennoch fand sich mein neuer Messerblock und wurde mir freudestrahlend überreicht, worauf ich mich bedankte und verabschiedete. Für den Weg nach unten entschied ich mich erneut gegen den Aufzug und für die Rampe, wohlwissend dass die ein bis zwei Zentimeter gefühlte Erleichterung auf dem Weg nach oben sich nun ins Gegenteil verkehren würde. Aber ich wollte es jetzt wissen. Und, ja, es ging, war aber schon anspruchsvoll, insbesondere nachdem meine Füße inzwischen nicht mehr ganz taufrisch waren. Ich kam aber wohlbehalten unten an und reihte mich in die kürzeste (und wie immer langsamste) Kassenschlange ein. Als ich endlich dran war, meinen Messerblock und den Gutschein präsentiert sowie den Wunsch nach Kartenzahlung des Restbetrags geäußert hatte, begann das Ehepaar in gesetzterem Alter hinter mir bereits, ihr Kaffeeservice auf‘s Band aufzuladen und damit den schmalen Zugang durch den Plexiglas-Spuckschutz zum Kartenterminal zu blockieren. Von der Kassiererin darauf hingewiesen witzelten sie, sie hätten gehofft, mir ihre Einkäufe noch auf meine Rechnung mogeln zu können. Es folgten noch einige nette Frotzeleien mit den beiden und der Kassiererin, bevor ich einen schönen Restnachmittag wünschte und von dannen zog. Zuvor war jedoch nicht zu übersehen, dass die Blicke der beiden desöfteren zwischen meinem Gesicht und dem Boden hin- und herwanderten, vor allem, wenn ich gerade mit der Kassierering und dem Karten-Terminal beschäftigt war. Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen fand sich jedoch eher Neugierde als Verwirrung in ihren Gesichtern. So soll's sein.
Gerade als ich im Auto wieder für die Heimfahrt in meine flachen Schuhe wechselte, rief mich meine Frau an und erkundigte sich nach meinem Verbleib. Dass ich gerade beim Segmüller fertig war erfreute sie, denn dann könnte ich doch nebenan in der Metro noch ein paar (viele) Sachen einkaufen. Rückblende zum Vorabend: „Ne, ich glaube, wir brauchen gerade nichts aus der Metro.“ 🙄 Aber, hey: dann habe ich doch noch eine Gelegenheit mehr zum Stöckeln! 😊
Wenige Minuten später stand ich auf dem überraschend vollen Parkplatz, ein gutes Stück weg vom Eingang, und schlüpfte wieder in meine Missys. Man soll ja nicht immer die gleichen Heels tragen, wegen Belastungsausgleich und so. 😇 Wagen schnappen, hineinstöckeln, ab durch die Gänge. Die Liste meiner Frau („Buy Me a Pie!“ ist einfach die beste App aller Zeiten) war schon recht umfangreich, aber wie immer finde ich in der Metro noch dies und das und dann noch jenes und ein paar weitere Sachen… naja, am Ende bin ich so ziemlich jeden Gang entlanggestöckelt und der Einkaufswagen war bestens gefüllt. Es kam auch so langsam der Zeitpunkt, wo meine Fußballen erste Proteste einlegten, trotz der superbequemen Missys. Gut, ich war insgesamt auch schon bald drei Stunden hochhackig auf den Beinen, da sei es ihnen verziehen. Ab zur Kasse, Einkäufe in den Kofferraum, Wagen wegbringen, rein ins Auto und raus aus den Schuhen. Was für eine Wohltat! ☺️ Den einen oder anderen Blick unterschiedlicher Ausprägung von anderen Kunden oder Angestellten konnte ich in der guten Stunde im Markt durchaus erkennen, aber irgendwie interessiert einen das nach einiger Zeit immer weniger – man nimmt es halt zur Kenntnis und wendet sich wieder dem Weinregal zu. 😇
Im Anschluss machte ich noch eine kurzen Besorgung im „Loop 5“, für die paar Minuten verzichtete ich allerdings auf die Heels. Ein ausgiebiger Bummel in etwas luftigerer Höhe ist für dort aber schon vorgemerkt.
Dank für Deinen ausführlichen Bericht, der eigentlich noch viel ausführlicher daher kommt als beschrieben, weil ich die Örtlichkeiten kenne von denen du geschrieben hast. Das ist so ähnlich als wenn man im Fernsehen einen Bericht sieht und genau weiß wie es rundherum aussieht, weil man selbst schon dort gewesen ist.
Super, da hast du einen ereignisreichen hochhackigen Tag verbracht. Glückwunsch ! Leider war im Rheinland das Wetter in den letzten Tagen so bescheiden, dass ich selbst in Gummistiefeln nicht raus wollte.
Ich hoffe ich komme Anfang nächste Woche auf hocken Hacken mal wieder raus - vielleicht auch erstmalig am Tag.
Pfötchen 58 spricht mir aus der Seele... in Weiterstadt fühle ich mich auch ein Stück weit "zu Hause".... toller intensiver Bericht... So wie Du es beschreibst so erlebe ich auch häufiger Einkäufe.
Ich muß gestehen, dass ich hier teilweise gar nicht mehr mit dem Lesen nachgekommen bin und Dein Thread ist aus dem Augenwinkel verschwunden. Ich werde da aber noch die anderen Geschichten lesen, weil es so klasse rüber kommt!!!
Ich hatte zwei Tage lang geschäftlich am Münchner Flughafen zu tun und reiste bereits am Vortag an. Nachdem ich die letzte Zeit viel zu wenig zum Stöckeln gekommen bin, hatte ich mir vorgenommen, an diesen drei Tagen ausschließlich hohe Absätze zu tragen – außer bei der Arbeit und beim Autofahren (mache ich grundsätzlich nicht mit High Heels gleichwelcher Höhe).
Auf der Fahrt zum Aschaffenburger Hauptbahnhof trug ich also noch ein Paar Sneaker, im Parkhaus wechselte ich jedoch auf höhere Schuhe und lies die Flachtreter im Auto. Somit hatte ich als einzige flache Option meine Arbeitsschuhe im Koffer dabei. Das Mittel der Wahl für die Fahrt waren ein Paar neue, sehr harmlose Onlymaker-Stiefeletten mit etwa 10 Zentimetern Blockabsatz, jedoch auch rund 4 Zentimetern Plateau. Also praktisch doch wieder flach. Damit sollte ich problemlos längere Zeit klarkommen und sie dürften auch nicht allzu viel Aufmerksamkeit erregen, wirken sie doch recht maskulin.
Dementsprechend gibt es von der Hinfahrt via München Hbf. mit ICE und S-Bahn nicht viel zu berichten. Die Schuhe erwiesen sich als sehr bequem und ich könnte damit wirklich den ganzen Tag umherspazieren. Einzig das leichte "Patschen" aufgrund der mangelnden Abrollmöglichkeit fiel auf, ich gewöhnte sich aber schnell daran.
Untergebracht war ich in einem recht schicken Hotel direkt zwischen den beiden Terminals. Nachdem ich mein Zimmer im hintersten Winkel des Hotels in Augenschein genommen und für exzellent befunden hatte, machte ich mich nochmals auf den Weg hinüber zum Terminal um dort ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Dazu wollte ich aber in etwas angemesseneres Schuhwerk wechseln und die Wahl fiel auf meine "Tire Rockz" black/white 10,5 cm. So stöckelte ich durch die großzügige, hallenartige Lobby, quer über den Platz zwischen T1 und T2 und durch den öffentlichen Bereich des T1 zunächst zur Apotheke und dann auf dem Rückweg noch in einen Supermarkt. Es war offenkundig, dass die Stilettos so einigen Mitmenschen aufgefallen waren, obwohl die Jeans doch einiges verdeckte.
Interessanterweise war meine Ausdauer auf den sonst eher unproblematischen Missys heute eher mager und ich war froh, als ich wieder auf dem Zimmer war. Viel mehr wäre nicht gegangen. Vielleicht gab es doch eine kleine Vorbelastung durch die an sich sehr harmlosen Stiefeletten von der Anreise. Daher kam im Anschluss noch das dritte mitgebrachte Paar zum Einsatz: meine "Main"-Stiefeletten von Steve Madden mit so um die 11 Zentimetern Absatz und Mini-Plateau. Die machen netto zwar kaum einen Unterschied zu den Missys, sorgten durch den Blockabsatz aber für Entlastung der streikenden Waden und Sprunggelenke. Damit ging es in die gemütliche Business-Lounge des Hotels (ich bekam netterweise ein entsprechendes Zimmer-Upgrade), wo ich mich bei einem kleinen Snack und Freigetränken auf die Arbeit des kommenden Tages vorbereitete.
Die Stiefeletten sind auf harten Böden recht laut, weswegen mein Schuhwerk den meisten Anwesenden, die ebenfalls arbeitend in den diversen Nischen saßen, eindeutig aufgefallen ist. Von einer Dame vernahm ich im Vorbeigehen ein gedämpftes "cool", eine andere und ihr Begleiter – beide in gesetzterem Alter und einen sehr konservativen Eindruck erweckend – guckten eher etwas skeptisch in meine Richtung. Sollen sie doch. 😊
Zum Abendessen ins Hotelrestaurant ging es später wieder mit den Onlymaker-Stiefeletten. Ich saß im "Außenbereich" des Restaurant, hier gleichbedeutend mit "in der großen Lobby-Halle". War abends sehr gemütlich dort, ich hatte niemanden in unmittelbarer Umgebung und viel Luft um mich herum und über mir. In diesen Zeiten nicht das allerschlechteste. Gleiches gilt für das Essen – echt lecker!
Meine potentiell preisgekrönte Collage "Trilogie vom hohen Absatz im Fahrstuhl an einem Mittwoch im März"
Donnerstag, 03.03.2022
Zum ausgezeichneten Frühstück ging es nochmals mit den Onlymaker-Stiefeletten, für die es in diesen Tagen der letzte und unspektakuläre Einsatz war. Ich musste jedoch feststellen, dass ich dieses Mal im Hotelrestaurant nicht die Lufthoheit hatte. Mir fiel eine sehr attraktive Mitt-Vierzigerin auf, die sich in richtig hohen Stiefeletten ans Büffet begab. Sie hatte sehr kleine Füße, vielleicht 35 oder 36, was in Verbindung mit geschätzten 12 Zentimetern Blockabsatz ohne Plateau zu einer recht interessanten und auffälligen Silhouette führte. Ihr Gang war trotz der enormen Höhe vollkommen sicher und die Erscheinung insgesamt beeindruckend.
Ich kam erst am frühen Abend und dementsprechend ausgehungert von der Arbeit zurück und entschied mich, heute Abend meine Chance auf die Lufthoheit im Restaurant etwas zu erhöhen, indem wieder die Missys zum Einsatz kamen. Schließlich sind bei Größe 44 die "10,5-Zentimeter-Absätze" eher gut 11,5 Zentimeter hoch und somit nicht ganz zu verachten. Heute war es etwas voller als am Vortag, die Tische in der Halle standen jedoch beruhigend weit auseinander und ich fand noch einen schön gelegenen hohen Tisch mit Barstühlen. Die Querstrebe letzterer erwies sich als optimal um die Absätze der Missys einzuhaken, so dass ich äußerst bequem saß. Der Sichtbarkeit der Stilettos tat das offensichtlich keinen Abbruch, denn vom mich versorgenden Service-Personal (ein Herr, zwei Damen) registrierte ich bei deren Annäherung an meinen Tisch regelmäßige Blicke in Richtung meines Schuhwerks. Es sprach mich keiner davon an, der Oberkellner war heute aber noch redseliger als am Vortag und auch die Mädels verbleiben immer auffällig lange in meiner Nähe und suchten etwas unbeholfen das Gespräch. Sie hätten sich ruhig trauen können... 😂
Freitag, 04.03.2022
Auch heute morgen wollte ich ein bisschen höher hinaus. Wer weiß, vielleicht ist die Dame vom gestrigen Frühstück wieder da? War sie leider nicht, aber meine Steve-Madden-Stiefeletten waren sicher nicht fehl am Platz. Durch ihre Lautstärke erregten sie wieder sichtbar Aufmerksamkeit an den anderen Tischen – teils mit interessierten, teils mit etwas verstörten Blicken. Was mich hingegen verstörte war der Anblick an einem Tisch in meiner Nähe. Ein Paar mittleren Alters, sie légère mit Jeans, Pulli und Turnschuhen, er schlichtweg schlampig angezogen: Trainingsanzug und nackte Füße in Adiletten. Sorry, aber in einem 4-Sterne-Business-Hotel ist das ja wohl mehr als nur daneben. 🤬 Als ich auf dem Rückweg zum Zimmer an der Rezeption vorbeikam, erntete ich noch interessierte Blick von zwei jüngeren Damen, die dort gerade beim Auschecken waren. Ja, in der großen Halle waren die Stiefeletten echt laut. 🙄
Ich packte meinen Koffer, checkte ebenfalls aus (jedoch in flachem Schuhwerk) und begab mich zur Arbeit. Abends ging es wieder mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof und von dort – nach üppigen 40 Minuten Umsteigezeit – mit dem ICE zurück nach Aschaffenburg. Am S-Bahnhof war es mir schlichtweg zu kalt und zu windig, um auf High Heels zu wechseln, in der mäßig gefüllten S-Bahn ging das allerdings mit dem Koffer als Sichtschutz problemlos. Morgens war ich mir noch nicht sicher, welches Paar zum Einsatz kommen sollte, kurzerhand entschied ich mich jedoch für die mutigste Variante und wählte die Missys. Am Bahnhof stöckelte ich noch ein bisschen umeinander, organisierte mir Speis und Trank für die Rückfahrt und betrachtete eine Zeitlang betrübt die zahlreichen ankommenden Flüchtlinge aus der Ukraine, die in der Bahnhofshalle von der Caritas in Empfang genommen und erstversorgt wurden. Es macht mich fassungslos, dass wir so etwas im Europa des 21. Jahrhunderts erleben müssen. 😔 Nachdem mein (vermeintlicher) Zug auf Gleis 22 eingefahren war und der Strom der Fahrgäste versiegt war, stöckelte ich den Bahnsteig entlang, denn natürlich war mein reservierter Sitzplatz ganz am anderen Ende. Was mich gerade irgendwie gar nicht störte. 😇 Es waren noch 20 Minuten bis zur Abfahrt und die Türen waren noch verschlossen. Klar, wahrscheinlich (naja...) wird der Zug noch gereinigt. Währenddessen amüsierte ich mich köstlich über die halbminütlichen Ansagen eines Bahnhofssprechers – offensichtlich nach großzügigem Konsum von Valium: "Auf Gleis 23 bitte nicht einsteigen, derrrr Wagenzug wirrd demnächst entferrrrrrrrnt!" (Stellt euch diesen Satz auf etwa 20 Sekunden gestreckt vor.) Also, ich weiß nicht... früher gab's im Münchner Schienenverkehr immer nur ein mehr oder weniger grantiges "zusteign" und "zurückbleibm" – bei ausgezeichneter Laune des Sprechers vielleicht noch mit einem moderat überzeugenden "bitte" dahinter... Fünf Minuten vor geplanter Abfahrt wunderte ich mich langsam darüber, dass man auch auf Gleis 22 nach wie vor nicht einsteigen konnte – als sich "mein" ICE 3 plötzlich in Bewegung setzte und entschwand. Warum nur? Der wäre doch noch gut gewesen! Kurz darauf fuhr glücklicherweise ein anderer Zug gleicher Bauart ein und wir durften einsteigen. Ich bekam von einer Dame etwa meines Alters, die schon die ganze Zeit ein paar Meter von mir entfernt am Bahnsteig stand und die ich ein paar Mal beim Blick in Richtung meiner Füße ertappte, den Vortritt gewährt. Warum nur? 🤔 Sie nahm ebenfalls in meinem bevorzugten "Lounge"-Abteil Platz und sprach mich kurz darauf auf auffällig banale Weise bezüglich meiner Sitzplatzwahl ganz vorne rechts an, erneut mehrfach ans untere Ende meiner Beine schielend. Da noch ein weitere Fahrgast anwesend war, traute sich sich aber offensichtlich nicht, mich auf meine Schuhwahl anzusprechen. Schade eigentlich. Kurz nach der Abfahrt drängte es mich sehr in Richtung der sanitären Einrichtungen. Dabei stellte sich heraus, dass das Gehen auf Stilettos im fahrenden Zug – noch mit niedriger Geschwindigkeit im städtischen Umfeld und daher ziemlich umherschlingernd – schon anspruchsvoll und sicherlich wenig elegant, die Benutzung der ohnehin extrem engen Toilette hingegen eine richtige Herausforderung ist. Ich hoffe sehr, dass dort kein Spanner eine Kamera installiert hatte... 😂 Schließlich kam ich wohlbehalten in Aschaffenburg an, stöckelte rauf ins Parkhaus und wechselte letztmals die Schuhe – zugunsten der Autofahr-Flachtreter.
Fazit: hat Spaß gemacht und war sicherlich eine gute Übung. In Kürze bin ich eine ganze Woche lang zur Arbeit in Berlin. Ich denke, auch dort wird nur ein einzelnes Paar Flachtreter für die Arbeit dabeisein. Geht doch nichts über eine kleine Herausforderung... 😊
Ich sitze gerade im ICE nach Berlin. Wie vor einer Woche bereits erwähnt, bin ich dort bis zum nächsten Sonntag zum Arbeiten. Die Gelegenheit möchte ich für eine kleine Herausforderung nutzen: ich werde die ganze Woche „von Bahnhof bis Bahnhof“ ausschließlich hohe Schuhe tragen – mit Ausnahme eines kurzen privaten Besuchs und natürlich bei der Arbeit. Da geht das nicht, und das liegt nicht nur daran, dass mir um fünf Uhr morgens in der Regel noch nicht nach High Heels zumute ist. 😬
Ich habe ein Paar an den Füßen und vier weitere im Koffer, plus ein Paar Flachtreter für die Arbeit. So richtig niedrige sind nicht dabei, die harmlosesten sind ein Paar 8,5-Zentimeter-Missys. Alles andere liegt netto bei mindestens zehn Zentimetern. Es wird also spannend. Drückt mir die Daumen, dass meine Füße das durchhalten! Ich werde zusehen, dass ich täglich einen kurzen Bericht erstatte. Bis dann! 👋🏻
Danke für die Vorschusslorbeeren… ☺️ Ich bin gut in Berlin angekommen. Mit dem ICE bis Spandau, dort in den RE umgestiegen bis Bahnhof Zoo und in mein nahegelegenes Hotel gestöckelt. Nein, leider nicht das Waldorf-Astoria. 🤣 Mein gutes, altes Steigenberger am Los-Angeles-Platz, in dem ich und meine damals noch heimlich getragenen Heels in den letzten Jahren wohl für die eine oder andere Furche in den Flurteppichen verantwortlich waren, gibt es seit dem Jahreswechsel nicht mehr. Ich bin in nächster Nähe aber gut untergekommen und wurde an der Rezeption herzlichst willkommen geheißen. Das Zimmer ist einwandfrei, hat genug Platz für die mitgebrachten Schuhe und es warteten ein paar süße Schweinereien auf mich. Nein, leider nicht meine Frau. Keine Ahnung, wie ich die acht Tage ohne sie aushalten soll. 😔
Bis dahin alles unspektakulär. Viel war für heute eh nicht mehr geplant, nur ein bisschen für die morgige Arbeit vorbereiten und dann noch Abendessen im nahegelegenen Vapiano, in dem ich auch schon zweimal mit hohen Hacken zu Gast war. Dorthin sollte es in den „Budapester“-artigen Stiefeln von High Feelings gehen, mit denen ich im letzten Herbst schon einmal dort aufgelaufen bin. Den kurzen Rückweg zum Hotel hatten damals ja die etwas schwächlich ausgelegten Absatzflecken nicht überlebt und auch die Absätze hatten dabei einiges abbekommen, die Schuhe wurden aber inzwischen von High Feelings zu meiner vollsten Zufriedenheit instandgesetzt. Klasse Service! 👍🏻
Im Restaurant, in dem man inzwischen wieder auf Selbstbedienung umgestellt hat (jetzt mit Bestell-Terminals, und davon viel zu wenige – das dritte Konzept binnen eines Jahres… 🙄), war einiges los, überwiegend jüngeres Publikum und vielleicht zwei Drittel davon Damen. Einige sind zweifellos auf meine Schuhe aufmerksam geworden und haben ein bisschen gen Fliesen geguckt, es gab jedoch keine wertbaren Reaktionen. Nur ein junger Typ, der mit seiner Partnerin an einem Tisch zwischen mir und Bestellterminals/Essensausgabe (heute „Pickup Point“) saß, schaute etwas verstört drein, nachdem ich zum zweiten oder dritten Mal an ihnen vorbeigestöckelt war. Weltbilder können schon etwas sehr fragiles sein.
Nach Salat, Pinsa, Rotwein, Crema di Fragola und Espresso – alles ziemlich lecker – brach ich auf und wurde von der Kassiererin am Eingang mit klar bodenwärts gerichtetem Blick und freudigem Grinsen fast schon enthusiastisch verabschiedet. Ich stand zuvor zweimal an den Bestellterminals Schlange (zwei Stück haben sie dort, ZWEI!!! 🤦🏻♂️) und hinterher jeweils eine Weile bei der Essensabholung in ihrem direkten Blickfeld und mein „Geheimnis“ war ihr wohl nicht entgangen. Sie fand es offenbar nicht übel, es blieb jedoch bei zwar eindeutigen, aber non-verbalen Reaktionen.
Anstelle des sehr kurzen, direkten Wegs zurück zum Hotel ging ich noch einmal eine größere Runde um den Block. Die Schuhe möchte ich am Dienstag Abend nochmals in ein etwas weiter entferntes Restaurant ausführen und wollte heute sehen, wie sie sich auf eine solche Distanz halten. (Fazit: sollte gehen, auch wenn ich aufpassen muss, dass ich mir am Zehenballen keine Blase laufe – da muss wohl mal ein Gelpolster rein.) Auch bei beim Steigenberger sah ich bei der Gelegenheit noch einmal nach dem Rechten. Man ist dort offenbar fleißig am Renovieren (was auch durchaus nötig ist), es war aber noch nicht erkennbar, wer der neue Hausherr ist. Nur, dass es sicher noch eine ganze Weile dauern wird. In den dortigen Fenstern kann man sich jedenfalls immer noch ganz gut spiegeln. Das Fotografieren im Vapiano hab ich leider völlig vergessen… 😑
Heute durfte ich noch einmal so etwas ähnliches wie ausschlafen – in den nächsten Tagen hingegen wird der Wecker um 4:15 Uhr klingeln… 😣 Da ich erst kurz nach acht Uhr zur Arbeit musste, gönnte ich mir das Frühstück im Hotel. Und ein paar hohe Absätze: meine Steve Madden „Main“-Stiefeletten. Diese sind recht bequem und gut zu laufen, auf harten Böden aber ziemlich laut. Genau so einen Boden hatte es in dem laaaaangen Flur vom Aufzug zum Frühstücksrestaurant, vorbei an etlichen Konferenzräumen. Am Ende des Flurs konnte ich durch die offene Tür schon von weitem den Empfangstresen erspähen, besetzt von zwei jüngeren Herren. Diese schauten mir auf dem ganzen Weg erwartungsvoll entgegen, da mich die Schuhe in diesem Flur mehr als deutlich akustisch ankündigten. Von einer jungen Dame wurde ich zum Tisch geführt und in der Folge äußerst aufmerksam versorgt. Als ich einige Zeit später wieder durch den lauten Gang von dannen stöckelte, folgten mir sicherlich einige Blicke.
Nach der Arbeit ging ich kurz in ein gleich um die Ecke gelegenes Kaufhaus, um mich in der dortigen Lebensmittelabteilung im Untergeschoss mit Getränken für die Woche einzudecken. Hierzu entschied ich mich für meine Tire Rockz black/white 10,5 cm. Der Einkauf war schnell erledigt, ich verließ das Geschäft jedoch nicht durch den Hintereingang, durch den ich gekommen war, sondern durch den Haupteingang direkt auf den Ku’damm. Ich benötigte noch Bargeld, da das für abends geplante Restaurant aktuell nur Barzahlung akzeptiert, und in einer Seitenstraße auf dem Weg zurück ins Hotel befindet sich ein Geldautomat. So konnte ich doch noch ein gutes Stück stöckeln, bevor ich mich im Hotel noch auf den morgigen Arbeitstag vorbereitete.
Das Restaurant der Wahl für den Abend war das „Weyers“ in der der Pariser Straße, das ich sehr empfehlen kann. Genau das richtige Ambiente, um dort mittelschick aufzukreuzen – mit schwarzem Hemd, etwas edlerer Jeans, schwarzem Kurzmantel samt Schal und wieder den Steve-Madden-Stiefeletten. Es waren rund eineinhalb Kilometer pro Strecke, aber in diesen Schuhen läuft sich das auch auf den nicht ganz ebenen und öfter mal von Kopfsteinpflaster durchzogenen Berliner Gehwegen ganz entspannt. Selbst dann, wenn man es eilig hat und fast schon im Stechschritt unterwegs ist. Auf dem Hinweg war ich nämlich etwas spät dran für meine Reservierung, und auf dem Rückweg fing es gerade an zu nieseln… 🙄
Im Restaurant wurde ich direkt neben einem Tisch platziert, an dem ein kleines Grüppchen Radioleute saß, wie ich in der Folge unschwer mithören konnte. Einer davon, unverkennbar ein Österreicher, blickte einmal ziemlich ausgiebig und mit großen Fragezeichen auf der Stirn unter meinen Tisch und versuchte wohl, das Gesehene irgendwie einzuordnen. Witzigerweise drehte sich gerade zu dem Zeitpunkt, als ich zahlte und mich zum Gehen bereitmachte, das Gespräch am Nebentisch um High Heels. Genau gesagt darum, dass es beim Radio verpönt ist, wenn die Damen auf hohen Hacken durch die Räumlichkeiten stöckeln, da das bei nicht ganz optimaler Bausubstanz durchaus einmal bis ins Sendesignal durchdringen kann. Ich wollte schon fragen, ob es denn bei den Herren gestattet sei, da sie ja explizit nur von Damen redeten, beließ es aber dann doch dabei, den beiden Damen und den drei Herren einen schönen Abend zu wünschen und laut klappernd davonzustöckeln. Ich bin mir sehr sicher, dass sich auch so das Gespräch im Anschluss um mich drehte. 😂
Das war‘s für heute, Zeit für‘s Bett. Gute Nacht! 😴
Men on High Heels/ Männer auf hohen Absätzen 3.0
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Wie der Mister dazu kam, die Missys zu rocken
05.02.2022 08:31 (zuletzt bearbeitet: 05.02.2022 08:33)
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