Im Jahr 2020 ging lange Zeit überhaupt nichts. Die Covid-Pandemie erwischte mich beruflich eiskalt und war zeitweise durchaus existenzbedrohend. Glücklicherweise sah es ab dem Herbst schon etwas rosiger aus und mittlerweile hat sich alles stabilisiert. Für einige Monate waren High Heels jedoch so ziemlich das Letzte, was mir durch den Kopf ging oder an die Füße kam.
In den letzten Jahren entwickelte meine Frau, die über rund zehn Jahre von "was sind Absätze und warum brauche ich mehr als drei Paar Schuhe?" zu "die Schuhschränke sind schon wieder zu klein" gekommen war und inzwischen so um die 200 Paar Heels in allen Farben und Formen ihr Eigen nennt, ein Faible für Missy Rockz. Ganz unschuldig war ich nicht daran, ich hatte ihr schließlich das erste Paar (weiße Street Rockz mit 10,5 cm Absatz) einfach mal so auf Verdacht bestellt, da mich die Dinger vom ersten Moment an fasziniert haben und perfekt zu ihrem im Alltag eher sportlichen Erscheinungsbild passen. Inzwischen sind es so um die 25 Paar Missys, die über die halbe Wohnung verteilt sind, da die Schuhschränke wirklich aus allen Nähten platzen. Sie trägt sie zwar nicht täglich, aber sehr häufig in ihrer Freizeit und wir sind beide echte Fans geworden.
Im August 2021 traf mich völlig unerwartet die Nachricht in einem Newsletter von Missy Rockz: „MISSY erweitert das Größensortiment um die Größen 43 und 44!“ Ich war baff. Und wenige Minuten später waren zwei Paar bestellt: die Black Karma in Größe 44, sowohl mit 8,5 als auch mit 10,5 Zentimetern Absatz. Das ist zwar nominell eine Nummer zu klein, aber aufgrund der Erfahrungen meiner Frau – sie braucht bei den Missys auch immer eine Nummer kleiner – hatte ich eine gewisse Hoffnung, dass sie doch passen könnten. Und das taten sie! Zwar knackig eng, aber sie drückten oder rieben nicht und weiteten sich nach kurzer Zeit auch noch etwas. Ich war im Himmel! Unter der schwarzen Tarn-Jeans mit Überlänge sollten sie sich recht gut verstecken lassen, sie sind zwar gut hörbar aber nicht extrem laut, und halt einfach super bequem und von der Höhe her sehr einfach zu tragen. Jetzt fehlten nur noch die Gelegenheiten…
Im Spätsommer waren wir gefühlt non-stop im Urlaub. Klar, gab ja einiges nachzuholen. Anschließend zogen die Corona-Vorschriften langsam wieder an und ich kam immer noch nicht richtig aus dem Haus. Jeden Tag Home-Office, über die Landkreisgrenzen kam ich fast nie hinaus – zumindest nicht alleine. So ergab sich zunächst nur eine einzige Möglichkeit, die Schuhe einmal auszuprobieren. Ich entschied mich an einem trüben, aber trockenen Vormittag dazu, mit den 8,5ern einen kleinen Spaziergang zu machen. Am Rande der Homezone, weiter weg war zu diesem Zeitpunkt nicht drin. Daher suchte ich in meinen Karten lange nach einem Weg, der möglichst asphaltiert sein sollte, aber etwas abgelegen und so wenig frequentiert wie möglich. Ach ja, und parken sollte man da auch können. Schließlich fand ich ein paar Kilometer entfernt eine vielversprechende Stelle und brach dorthin auf.
Die Gegend schien tatsächlich perfekt dafür: vom Parkplatz aus stöckelte ich den Weg leicht bergauf und stellte nach einigen hundert Metern fest, dass die Missys wirklich äußerst bequem und eigentlich so einfach wie flache Turnschuhe zu tragen waren. Und dann kamen plötzlich die ganzen Autos. Und Motorradfahrer. Und Rollerfahrer. Und Radfahrer… Gefühlt alle halbe Minute fuhr jemand an mir vorbei, mal in die eine, mal in die andere Richtung. Ich weiß bis heute nicht, was die dort oben alle gemacht haben, denn da ist eigentlich nicht viel. Na gut, mir wurde es irgendwann zu bunt, ständig vom Weg ins Gras zu gehen, mich dort möglichst so zu drehen dass man die Absätze nicht sieht (ich hatte nämlich nur eine normal lange Jeans an, da ich die schwarze mit Überlänge daheim vergessen hatte) und dort auch noch mit den Absätzen einzusinken. Also machte ich mich wieder auf den Weg nach unten zum Auto, verstaute die Heels im Rucksack und fuhr von dannen. Etwa 50 Meter vom Parkplatz entfernt kamen mir die ersten Leute zu Fuß entgegen. Teils alleine mit Hund, teils in Gruppen. Ich war plötzlich sehr froh, nicht fünf Minuten später umgedreht zu haben, sonst wäre ich etlichen davon auf meinen Heels entgegengestöckelt. Da ich eine der Personen sogar recht gut kannte (ehemalige Kollegin meiner Mutter), wäre das richtig blöd gewesen. Daher stand fest: kein Stöckeln mehr in der Homezone, stattdessen warten auf bessere Zeiten. Gut, das dauerte dann noch ein bisschen…
Nach etlichen Monaten Home-Office war ich dienstlich endlich einmal wieder in Berlin und im gleichen „fancy“ Hotel in einem Außenbezirk wie Ende 2018 einquartiert. Da ich abends Zeit hatte und am nächsten Morgen nicht zu früh aufstehen musste, wollte ich im Dunkeln endlich einmal eine Runde auf meinen Missy Rockz Black Karma 10,5 cm drehen – wie gewohnt unter der schwarzen Überlänge-Jeans zur Tarnung.
Das Wetter war nicht so dolle, aber abends wenigstens weitestgehend trocken, so dass nichts gegen mein Abenteuer sprach. Da der Weg vom Aufzug zum Ausgang sehr dicht an der Rezeption und der Bar vorbeiführt, traute ich mich noch nicht, die Schuhe schon auf dem Zimmer anzuziehen. Daher habe ich sie im Rucksack mitgenommen und mir draußen einen Ort zum Wechseln gesucht. Diesen fand ich auf der anderen Straßenseite in einer etwas verdeckten Ecke einer kleinen Grünfläche. Da stand sogar eine Bank, die es vor drei Jahren definitiv noch nicht gab – perfekt! Und schon ging’s los. Ich lief über eine recht große Brücke rüber in Richtung Altstadt und stieß dabei auf das erste kleine Problem: auf der anderen Brückenseite, wo ich üblicherweise entlang ging, ist der Gehweg asphaltiert. Auf dieser Seite, die ich bisher noch nie betreten hatte, ist der Gehweg etwas von der Fahrbahn abgesetzt und besteht aus Holzbohlen mit teils ganz ordentlichen Lücken dazwischen. Da konnte ich gleich mal üben, 100 Meter mit dem Gewicht auf den Zehenballen zu laufen, damit ich mir die Absätze nicht gleich beim ersten Ausgang ruiniere. Und ausgerechnet auf diesem Stück kamen mir mehrere Leute entgegen… Naja, es war recht dunkel, von daher denke ich nicht, dass sie etwas bemerkt haben.
Auf der anderen Seite der Brücke angelangt, begann es nach nur wenigen hundert Metern leicht zu tröpfeln. Das war so nicht mehr angekündigt, daher hatte ich keinen Schirm dabei. Ein kurzer Blick auf’s Regenradar zeigte mir aber, dass in einer Viertelstunde deutlich mehr davon zu erwarten ist. Also beschloss ich, an einer Fußgängerampel rüber auf die „gute“ Seite der Brücke zu wechseln und mich etwas früher als geplant auf den Rückweg zum Hotel zu machen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Ampel auf grün sprang, und in der Zwischenzeit stellte sich ein älteres Paar ziemlich direkt neben mich. Anhand der Geschwindigkeit, mit der sie auf die Ampel zugekommen waren, war mir klar, dass ich beim Überqueren kaum hinter ihnen bleiben konnte. Also atmete ich bei Grünlicht einmal tief durch und stöckelte direkt los. Ob sie trotz der Tarnung was bemerkt haben, weiß ich nicht – recht laut waren die Absätze jedenfalls in dieser eher ruhigen Umgebung. Auch von den beiden an der Ampel wartenden Autos hatte man wohl einen guten Blick und könnte bemerkt haben, dass unter der langen Hose etwas hervorblitzt. Auf dem Weg über die Brücke sind mir noch ein paar Leute entgegengekommen und zwei Radfahrer haben mich überholt. Reaktionen gab es jedenfalls keine. Drüben angelangt ging ich nochmal kurz über die Straße in den kleinen Park, um wieder die flachen Treter anzuziehen, und kaum dass ich im Hotel war, ging draußen der Wolkenbruch herunter. Glück gehabt!
Ein bisschen weiter wäre ich schon gerne gelaufen, daher hatte ich am nächsten Morgen leichte „Entzugserscheinungen“. Ich entschied mich also, mich erstmals bei helllichtem Tage mit Heels auf die Hotelflure zu wagen. Gut, dort war es auch weitestgehend schummrig, aber um 10 Uhr vormittags ist doch mit mehr Publikum zu rechnen als um Mitternacht. Ich habe mich aber dazu überwunden, die recht ausgedehnte Etage einmal komplett abzugehen. An einer Stelle kam ich an einer Housekeeping-Mitarbeiterin vorbei, die mich zwar freundlich grüßte, aber offenbar nichts bemerkte. Auf dem Rückwegs zum Zimmer musste ich an den Aufzügen vorbei, und just als ich genau davor war, machte es „Ping“, die Tür ging auf und vier Leute kamen heraus. Ich nahm die Beine in die Hand und stöckelte flott weiter zu meinem Zimmer, die Gruppe ein paar Meter hinter mir. Ob sie was bemerkt haben? Keine Ahnung…
Du tastest dich aber sehr langsam ans Thema Heels tragen in der Öffentlichkeit ran. ;) Nur Mut, Tarnhose weglassen, Absätze zeigen! Da reißt dir niemand den Kopf ab und was die Meinung anderer Leute angeht: https://www.youtube.com/watch?v=LWU0hJ4K24s
Hohe Hacken ziehe ich i.d.R: zu Hause an und gehe damit aus dem Haus. Die Nachbarn haben zwar Anfangs etwas blöd geschaut, aber inzwischen interessiert es hier niemanden mehr. Negative Reaktionen habe ich noch nie erlebt. Eher im Gegenteil: Ich wurde schon ein paar Mal im Supermarkt von Frauen angesprochen. Der Tenor war einhellig: "wie gut ich doch auf den Absätzen laufen könne, sie könne das nicht..." o.Ä. Auch von Jugendlichen habe ich da schon ein "Schaut mal was der für coole Schuhe anhat" gehört.
Die krasseste Reaktion, die ich bisher erlebt habe, war ein älterer Mann im Supermarkt. Als der mich erblickte, schaute er immer zwischen meinen Schuhen und meinem Gesicht hin und her und die Fragezeichen in den Augen wurden immer größer. :)
Meine Kleidung und meine Schuhe sollen nicht anderen Leuten gefallen, sondern mir! Und schau dich auf der Straße um, wie egal vielen Leuten die eigenen Schuhe und Kleidung sind. Extrem ungepflegte Füße in Badelatschen aus dem 1€-Laden sieht man z.B. immer häufiger. Die Leute kümmert es nicht, was andere Leute darüber denken, ergo was soll es mich kümmern, was andere Leute über mein Schuhwerk denken. Das Problem ist nur in deinem Kopf. Also den inneren Schweinehund überwinden und raus mit den hohen Haken, so das die deutlich sichtbar sind!
... @Corsar, in der Tat eine sehr coole Sohlenbeschriftung.
... @MisterRockz, ich wundere mich über Deine zaghafte Herangehensweise. Gerade Hotelpersonal ist einiges gewohnt, vor denen musst Du Dich am wenigsten verstecken. Ansonsten kann ich mich nur Corsar anschließen.
Ich kann es nachvollziehen, der Kopf ist manchmal nicht auszuschalten und denkt permanent drüber nach wer von wo jetzt was sieht mit seiner aktuellen Perspektive.
Das braucht ne Weile bis das Egal-Programm aktiviert ist und zuverlässig läuft...
Lieber mal stolpern als auf einen Zentimeter zu verzichten...
Keine Sorge, ihr zwei, in der Zwischenzeit bin ich durchaus ein Stückchen weitergekommen.
In besagtem Hotel bei Berlin muss ich ein bisschen aufpassen, da dort abends öfter Kollegen und Kunden von mir anwesend sind. So gerne ich es anders hätte: angesichts einer sehr auf Seriösität Wert legenden Branche könnte hier eine Sichtung durch die falschen Personen sehr massive finanzielle Auswirkungen haben. Zum Glück ist außerhalb des Hotels nicht damit zu rechnen und tagsüber weiß ich vorher, falls ausnahmsweise mal jemand da sein sollte.
Auch in der unmittelbaren Homezone kann ich es mir aktuell definitiv nicht erlauben, da meine Frau stark in der Öffentlichkeit steht. Mich kennen zwar nicht sooo viele Leute, aber direkt bei uns im Ort oder in der nächsten Umgebung doch zu viele. Entsprechende Beobachtungen durch die falschen Leute könnten einiges kaputt machen. Sehr schade, aber das lässt sich nicht ändern, zumindest nicht in den nächsten paar Jahren. Ich kann ganz gut abschätzen, in welchen Gegenden ich „sicher“ bin, auch wenn man es nie zu einhundert Prozent ausschließen kann, dass man auch ein Stück weg von Zuhause jemandem begegnen kann. Dieses Risiko halte ich aber für akzeptabel, nur direkt zuhause geht es derzeit wirklich nicht.
Wir müssen auch einige andere Aspekte unseres Privatlebens im Verborgenen belassen. In bestimmten Positionen kann man es sich nicht erlauben, zu sehr von der „Norm“ abzuweichen, ohne dafür massiv abgestraft zu werden. Den Teil unseres Privat- und Liebeslebens, der definitiv jenseits der bürgerlichen Normalvorstellungen liegt, leben wir eben in ausreichender Entfernung von zuhause aus. Natürlich ist auch dort das Risiko nicht gleich Null, aber wenn man dort doch mal zufällig jemandem aus der heimischen Umgebung über den Weg laufen sollte, dann ist der immerhin aus dem gleichen Grund dort und wird vermutlich das Mäntelchen des Schweigens darüber decken.
Die Chancen stehen aber ganz gut, dass uns das in ein paar Jahren nicht mehr interessieren muss, und dann können wir nach Herzenslust die Sau rauslassen.
Die von @Corsar erwähnten Missys habe ich übrigens auch – siehe User-Foto. Das sind aktuell meine Lieblings-Heels und meine Frau hat sie auch. Das sind also ganz heiße Kandidaten für eine gemeinsame Stöckel-Tour, wenn ich sie in absehbarer Zeit mal einweihe. Bist aber auch ein Glückspilz, dass es sie in Deiner Größe gibt. Mir würden sie in 45 vermutlich noch etwas besser passen, aber „no have, no can do“. Zum Glück gehen sie in 44 auch ziemlich gut. Ich wünschte nur, sie wären einen Zentimeter höher, damit sie die gleiche Linie hätten wie in den „normalen“ Größen.
Zitat von Hamburger im Beitrag #25Ich kann es nachvollziehen, der Kopf ist manchmal nicht auszuschalten und denkt permanent drüber nach wer von wo jetzt was sieht mit seiner aktuellen Perspektive.
Das braucht ne Weile bis das Egal-Programm aktiviert ist und zuverlässig läuft...
Ja, das trifft es recht gut. In den letzten Wochen hat sich da schon noch einiges getan und es wird langsam besser. Fällt komischerweise genau mit meiner Entdeckung dieses Forums zusammen – keine Ahnung, warum. Ich habe noch eine gute Handvoll „Tagebuch-Einträge“, mit denen ich euch während meines stöckelfreien Urlaubs belästigen werde. Danach gibt es dann sicherlich immer wieder mal etwas in Echtzeit zu berichten.
Zitat von MisterRockz im Beitrag #26Wir müssen auch einige andere Aspekte unseres Privatlebens im Verborgenen belassen. In bestimmten Positionen kann man es sich nicht erlauben, zu sehr von der „Norm“ abzuweichen, ohne dafür massiv abgestraft zu werden. Den Teil unseres Privat- und Liebeslebens, der definitiv jenseits der bürgerlichen Normalvorstellungen liegt, leben wir eben in ausreichender Entfernung von zuhause aus. Natürlich ist auch dort das Risiko nicht gleich Null, aber wenn man dort doch mal zufällig jemandem aus der heimischen Umgebung über den Weg laufen sollte, dann ist der immerhin aus dem gleichen Grund dort und wird vermutlich das Mäntelchen des Schweigens darüber decken.
Habe vorhin meine Frau eingeweiht und ihr meine Rockz Army Black 10,5 cm präsentiert. Erwartungsgemäß nahm sie es total entspannt auf, fand es irgendwo zwischen lustig, interessant und mutig, und wir werden – so es das Wetter zulässt – morgen zusammen im Partner-Look in einer deutschen Großstadt stöckeln gehen. Dazu aber mehr, wenn wir in der Gegenwart angelangt sind, denn jetzt haben wir ja erst den
Dienstag, 20.07.2021
Heute musste ich wieder dienstlich zum Flughafen und war am späten Nachmittag mit der Arbeit fertig. Da ich am nächsten Morgen aber relativ früh weitermachen musste und meine Frau eh nicht zuhause war, blieb ich über Nacht in meinem gewohnten Hotel direkt neben Terminal und Bahnhof. Diese Gelegenheit wollte ich nutzen, um einmal ein längeres Stück mit meinen Missy Rockz Black Karma 8,5 cm zu laufen. Ich hatte in der Zeit vor Covid ja schon ein paar Mal von dort aus bei Nacht eine kleine Runde durch Bahnhof und den Außenbereich vor dem Terminal gedreht, damals allerdings mit den recht niedrigen Keilabsatz-Stiefeletten unter meiner schwarzen „Tarn-Jeans“. Die Missys würden unter der Hose auch weitestgehend unsichtbar sein, nur beim Anheben des Fußes schaut oft einmal ein guter Zentimeter des Absatzes hervor – im Schummerlicht eher nicht so auffällig. Sie sind deutlich leiser als die alten Stiefeletten im Originalzustand, allerdings vermutlich etwas lauter als diese mit den zur Dämpfung untergeklebten Filzgleitern. Mit Sicherheit aber bequemer, von daher wollte ich eine etwas größere Runde wagen und auch ein Stück durch's abendliche Terminal gehen. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir nach wie vor nur um's Laufen auf den Schuhen, gesehen werden wollte ich eigentlich nicht.
Irgendwie hatte ich daher nicht den Mumm, so an der Rezeption vorbeizugehen, da man von dieser einen schönen, langen Seitenblick auf jeden Passanten hat und die Schuhe auf dem Steinboden in der ruhigen Umgebung sicherlich sehr laut wirken würden. Daher zog ich sie in einer etwas abseits stehenden Sitzgruppe in der großen Halle zwischen Hotel und Bahnhof an und verstaute stattdessen die Sneaker im Rucksack.
Nun ging es los, einmal durch den Bahnhof hindurch (ein paar Dutzend Leute anwesend, an denen ich zum Teil direkt vorbeimusste), durch einen langen Korridor in Richtung Terminal. Eine Rolltreppe hinunter, und raus auf den Vorplatz der Ankunftsebene. Dort war erstaunlich viel los, und ich alter Schisser wollte dem größten Trubel entgehen. Dies führte mich dann zum entferntesten Ende des Terminals, wo ich mangels besserer Alternativen einfach hineinging. In dieser Ecke sind fast nur Urlaubsflieger vertreten, daher war zu dieser Uhrzeit praktisch nichts los. Rolltreppe rauf zur Abflughalle, von dort aus durch die Shopping-Gänge in Richtung Zentralbereich. Hier ging der Puls etwas hoch, denn dort sind eigentlich immer recht viele Leute. Augen geradeaus, einmal quer durch, klack-klack-klack… Vermutlich hat der eine oder andere was gehört, aber ich glaube eher nicht, dass man auch was zu sehen bekommen hat. Dann weiter durch den Shopping-Bereich zum anderen Ende des Terminals und durch den dortigen Check-in-Bereich (wo auch nur ein paar vereinzelte Leute waren) wieder zum Übergang zu Bahnhof und Hotel. Auf halber Strecke kamen dann aus einem Seitengang drei Polizisten (zwei Herren, eine Dame), die mir in vielleicht fünf bis zehn Metern Entfernung bis zum Bahnhof gefolgt sind. Wenn man mal davon ausgeht, dass unsere Gesetzeshüter über eine generell recht gut geschulte Beobachtungsgabe verfügen, würde es mich sehr wundern, wenn nicht dem einen oder anderen mein Gang, das Klacken der Absätze oder sogar das kurze Hervorblitzen selbiger aufgefallen wäre…
Bei der Ankunft am Hotel dachte ich mir: sch%“/§ drauf, jetzt wechsle ich die Schuhe nicht wieder vor der Tür. Ich bin also einfach durch die Lobby und an der Rezeption vorbei stolziert, was aber vermutlich niemandem aufgefallen ist, da die beiden anwesenden Rezeptionistinnen gerade mit anderer Kundschaft beschäftigt waren.
Zurück auf dem Zimmer befand ich, dass sich die 8,5er Missys sehr bequem tragen lassen, obwohl sie nominell eigentlich eine Nummer zu klein für mich sind. Heute waren es (aus der Karte rausgemessen) rund 1,8 Kilometer, längere Strecken sollten aber auch problemlos gehen. Da wollte ich zum Vergleich doch noch mal schnell in die 10,5er Black Karma schlüpfen… Dabei dachte ich mir, dass die eigentlich ganz gut zu kurzen Sportklamotten passen würden, und da das Fitness-Studio auf meiner Etage am anderen Ende des Flurs war, machte ich in diesem Outfit einfach einen kurzen Spaziergang dorthin (auch wenn die Einrichtung natürlich schon geschlossen war). Das sind vielleicht 30 Meter, aber man mag es kaum glauben: auf dem halben Rückweg kam mir doch eine Dame vom Roomservice entgegen! Ich vermute, das sie von vorne im Dämmerlicht nichts sehen konnte. Sollte sie jedoch irgendeinen Anlass gehabt haben, mir hinterherzuschauen, dann waren die Heels sicher nicht zu übersehen…
Vorher gibt es aber noch aus dem Stöckel-Tagebuch die Episode vom
Samstag, 24.07.2021
Gleiche Situation wie vor ein paar Tagen: ich übernachtete im Hotel am Airport, da sich aufgrund der Arbeitszeiten die Heimfahrt nicht lohnte und meine Frau ohnehin Nachtdienst hatte. Nachdem ich beim letzten Mal die 8,5er Black Karma von Missy Rockz zu einem Rundgang durch’s Terminal getragen hatte, wollte ich das gleiche mit den 10,5ern machen und einmal schauen, um wieviel schwieriger diese auf einer etwas längeren Strecke zu bewältigen sind. Darüber gab es wieder meine schwarze Überlänge-Jeans, die auch die etwas längeren Absätze gut verdeckt und fast bis zum Boden hängt (ja, ich weiß – ist eigentlich überflüssig). Beim Abheben des Fußes schauen vielleicht kurz ein paar Millimeter mehr vom Absatz heraus als bei den niedrigeren Missys, da aber alles schwarz ist, fällt das im abendlichen Dämmerlicht von Hotel, Bahnhof und Terminal vermutlich auch nicht sehr viel mehr auf. Genau richtig für so einen Schisser.
Im Gegensatz zum letzten Mal zog ich die Schuhe gleich im Zimmer an und wagte somit den Weg an der Rezeption vorbei. Weil ich mir bei der etwas größeren Absatzhöhe nicht hundertprozentig sicher war, nahm ich die 8,5er als Backup im Rucksack mit. Der Rundgang war weitestgehend ereignislos. Ich hatte mir vorher eine etwas längere Route durch das Terminal ausgesucht als beim letzten Mal, durch den Korridor zu den Parkhäusern, nahe am Food Court vorbei, einmal durch alle Ankunfts- und Abflughallen und durch den ganzen Shopping-Bereich samt dem wieder recht gut bevölkerten Zentralbereich. Alles in allem kam ich auf gut 2,5 Kilometer. Ich landete einmal in einer baustellenbedingten Sackgasse und lief dort ein paar etwas zwielichtigen Gestalten über den Weg – ich sah lieber zu, dass ich Land gewann. In einer der Abflughallen ging ich an einem Paar mittleren Alters vorbei, das sich offenbar nicht ganz einig über den Weg war. Als ich gerade vorbei war, liefen sie auch los und folgten mir mit vielleicht fünf Metern Abstand. Nach einigen Sekunden hörte ich ein bisschen Raunen und Tuscheln hinter mir, konnte aber nur einige wenige Brocken verstehen. „Das ist doch“, „ja, schon“, „mutig“, leises Kichern. Ich würde einmal vermuten, dass man trotz der Tarnung die Heels erspähte und sich das auf mich bezog, sicher bin ich mir aber nicht.
Was arbeitet denn deine Frau? Du sagst sie steht sehr in der Öffentlichkeit, so dass Heels-Runden in der Homezone ausfallen. Da hätte ich jetzt Politikerin gedacht. Jetzt hat sie Nachtdienst, wo ich jetzt bei Ärztin bin. Aber inwieweit verhindert das deine Runden?
Zitat von DeDe17 im Beitrag #33Was arbeitet denn deine Frau? Du sagst sie steht sehr in der Öffentlichkeit, so dass Heels-Runden in der Homezone ausfallen. Da hätte ich jetzt Politikerin gedacht. Jetzt hat sie Nachtdienst, wo ich jetzt bei Ärztin bin. Aber inwieweit verhindert das deine Runden?
Medizinischer Background stimmt, aber das ist nur indirekt relevant. Politik im Sinne von Parteipolitik ist es nicht, aber man könnte es durchaus als „Sozialpolitik“ bezeichnen. Sie ist das Gesicht einer Reihe von kleinen, lokalen Projekten, die unserer Auffassung nach sehr wichtig und dringend sind, beim „wertkonservativen“ (sprich: spießigen und latent rechten) Teil der Bevölkerung aber nicht so gut ankommen. Es ist immer wieder erforderlich, einige der entsprechend gepolten Entscheidungsträger mit ins Boot zu holen. Man bedenke, dass wir hier in Bayern sind. Bei diesen Nasen steht man völlig auf verlorenem Posten, wenn man deren antiquiertem Weltbild so überhaupt nicht entspricht, etwa weil man einem „moralisch fragwürdigen“ Lifestyle frönt oder eben der Ehemann durch die heimischen Gassen stöckelt. Glücklicherweise ist mir schon oft aufgefallen, dass man von Leuten, die einen nur flüchtig vom Sehen kennen, nicht erkannt wird, sobald man sich außerhalb des gewohnten Kontext begegnet. Von daher ist das Risiko vernachlässigbar, wenn ich weit genug von daheim weg bin. In meinem Heimatort oder den angrenzenden Gemeinden ist es aktuell aber nicht zu verantworten.
Dann gäbe es noch einen ganz klitzekleinen Bericht vom
Sonntag, 25.07.2021
Aufgrund der Covid-Hygieneauflagen und der geringen Auslastung bietet mein Hotel aktuell kein Frühstücksbüffet an. Wenn man es im Zimmerpreis inklusive hat, kann man es sich jedoch gratis auf’s Zimmer bestellen, und Auswahl, Menge und Qualität sind tatsächlich ausgesprochen gut. Also eine völlig adäquate Alternative. Mit einem kleinen Vorzug: man kann es an der Zimmertür (die Mitarbeiter dürften das Zimmer aktuell nicht betreten) auch in High Heels in Empfang nehmen.
Das tat ich dann auch, und zwar in den Missy Rockz Black Karma 10,5 cm. Dazu trug ich nicht meine übliche schwarze Überlänge-Jeans sondern eine ganz normale blaue, die nichts verdeckte. Das recht große Tablett wurde mir von einer jungen Dame überreicht, die mir anschließend die Tür offenhielt bis ich aus der Gefahrenzone war. In Bezug auf die Heels bedeutete das jedoch eher, dass ich dann direkt in die Gefahrenzone gelaufen bin – denn von vorne kann man da eh nichts erkennen, aber sobald ich mich weggedreht hatte und zwei Schritte ins Zimmer hineingelaufen bin, hatte man von hinten sicherlich einen ausgezeichneten Blick auf die Absätze. Ob sie es bemerkt hat? Keine Ahnung, ich denke aber schon…
Heute musste ich recht spät etwas am Flughafen erledigen und wurde wie geplant gegen 23:30 Uhr fertig. Da ich vorher schon wusste, dass ich danach noch etwas zu essen brauchen würde, und die einzige Option auf dem Heimweg zu dieser Uhrzeit ein McDonalds in der Nähe der Autobahn sein würde (geöffnet bis 1 Uhr), hatte ich mir vorgenommen, mich heute mit meinen brandneuen Rockz Army Black 10,5 cm dort hineinzuwagen – und zwar erstmals in der Öffentlichkeit nicht mit meiner schwarzen Überlänge-Tarnhose sondern mit einer ganz normalen blauen Jeans, die nichts verdecken würde. Als ich auf den Parkplatz kam, war ich jedoch sehr überrascht, wie viel dort noch los war. Insbesondere standen einige Gruppen Halbstarker in der Nähe des Eingangs um ein paar Autos vom Typ „ziemlich viel Lärm für ziemlich wenig Leistung“ herum. Da wurde mir doch etwas mulmig und ich beschloss, die Sache abzublasen. Im Nachhinein ganz gut, denn es stellte sich heraus, dass das Restaurant aktuell nur bis 0 Uhr offen hat und nur der Drive-through bis 1 Uhr. Das teilte man mir aber erst mit, als ich schon am Tisch saß und die per App aufgegebene Bestellung dorthin geliefert bekam – aber eben nicht auf einem Tablett sondern in der Tüte zum Mitnehmen mit der deutlichen Aufforderung, doch bitte zu gehen. Da ich nicht im Auto essen mag, habe ich das Futter dann im Stehen mit einem Betonklotz als provisorischem Tisch verdrückt, direkt neben einer der Halbstarken-Gruppen. Das wäre in den Missys sicher weniger entspannt gewesen.
Danach stellte sich die Frage, wo ich nun meine heutige Stöckel-Dosis nachholen könnte. Auf dem Heimweg liegt noch ein mittelgroßer Rasthof, den ich spontan anfuhr. Der PKW-Parkplatz war nur zu einem Drittel gefüllt und ich fand ein ruhiges Plätzchen recht weit hinten, wo ich ungestört in meine Missys schlüpfen konnte. Raus aus dem Auto und entlang der LKW nach vorne zum Rasthof – hier war praktisch nichts los. Dort angekommen, ging ich über die Straße und entlang des Rasthofs wieder zurück zum Auto. Plötzlich schienen sie aus allen Löchern zu kriechen: bei mehreren Autos gingen die Türen auf und auf einmal waren insgesamt 10 bis 15 Leute direkt neben meinem geplanten Weg. Da ging mir doch etwas die Pumpe, schließlich war ich gerade das allererste Mal mit unverhüllten Heels in der Öffentlichkeit und konnte es kaum vermeiden, gesehen zu werden. Groß ausweichen konnte ich nicht, also bin ich einfach meines Weges gegangen. Erkennen kann man die Heels eh nur von der Seite oder von hinten, von daher konnte ich auch keine Reaktion sehen. Einmal hörte ich ein Stück hinter mir ein kurzes, heftiges Auflachen einer Dame, dann einer anderen, was durchaus mit meinem Schuhwerk zu tun haben konnte, aber nicht zwingend muss.
Nachdem ich den Rasthof verlassen hatte, war ich irgendwie noch nicht so ganz mit den heutigen Stöckelerlebnissen zufrieden. Da ich mich rasant meiner Homezone näherte, gab es aber nicht mehr allzu viele Optionen. Da fiel mir ein recht weitläufiges, aber noch spärlich bebautes Gewerbegebiet in einem unserer Nachbarorte ein, an dem ich direkt vorbeikommen würde. Dort gibt es nichts, was des Nachts noch geöffnet wäre, von daher dürfte dort nicht viel los sein. Tatsächlich konnte ich bei einer Aufklärungsrunde mit dem Auto niemanden erspähen. Ich parkte daher in einer der zahlreichen Parkbuchten, zog mir noch einmal die Missys über und stieg aus. Ich hatte mir zuvor eine Runde von gut 800 Metern herausgesucht, auf der ich keine Abkürzungsmöglichkeit finden würde. Diese ging ich dann gemütlich ab und lief tatsächlich keiner Menschenseele über den Weg. Einerseits erleichternd, andererseits fast schade – Engelchen und Teufelchen. Eines war klar: da muss die nächsten Tage mehr gehen. Viel mehr!
... na siehst Du, wird doch ... und manchmal kommt man in Situationen, aus denen es keinen Ausweg gibt ... sowas stärkt aber auch das Selbsbewusstsein, da Mann selbst erfährt, dass nix passiert.
Ja, wir kommen jetzt in die Phase, wo sich recht schnell Fortschritte ergeben haben, während vorher lange Zeit nicht so arg viel voranging. Während ich zuvor einfach nur ungestört auf den Dingern laufen wollte, kam jetzt plötzlich das Bedürfnis, das zunehmend offen zu tun.
Mittwoch, 04.08.2021
Heute Nachmittag war ich wieder zur Arbeit am Flughafen, Feierabend gegen 20 Uhr. Nachdem es vorgestern ganz nett, aber irgendwie noch ausbaufähig war, hatte ich mir etwas mehr vorgenommen. Ich brauchte ohnehin Bargeld, also schaute ich vorab, wo im nächstgelegenen Ort der Geldautomat meiner Bank liegt. Perfekt – im Ortszentrum, aber nicht an der Durchgangsstraße sondern in einer Nebenstraße, in der es offensichtlich auch ausreichend Parkmöglichkeiten gab. Also fuhr ich nach der Arbeit dorthin, die Rockz Army Black 10,5 cm im Rucksack dabei und eine normale, blaue Jeans an den Beinen. Etwa 50 Meter von der Bank entfernt fand ich auf der anderen Straßenseite einen Parkplatz und wechselte in die Missys. Währenddessen kamen draußen durchaus einige Leute vorbei, ganz einsam würde es also nicht werden. Der Nervenkitzel stieg. Also ich fertig war, schnappte ich mir Portmonee und Maske und ging direkt über die Straße. Ein Stück weg liefen ein paar Mädels auf der anderen Straßenseite, von dort können sie aber eigentlich nichts gesehen haben. Schon war ich winzigen Vorraum der Bank und schob die Karte in den Automaten.
In diesem Moment fuhr direkt vor meinem Fenster ein Radfahrer mittleren Alters vor und begann, seinen Drahtesel anzuketten. Mir war klar, dass der auch gleich hereinkommen und angesichts der beengten Verhältnisse und des einzelnen Automaten mit den 1,5 Metern Corona-Abstand definitiv in einer guten Beobachterposition stehen würde. Ich bekam eine Gänsehaut und spornte den Automaten an, sich mit der Geldausgabe etwas zu beeilen. Gerade als ich das Geldbündel entnahm, kam der andere Kunde schließlich zur Tür herein. Da ich mich direkt umdrehen und an ihm vorbei zur Tür hinausgehen konnte, ist die Chance allerdings recht gering, dass er tatsächlich etwas gesehen hat. Ein bisschen Adrenalin gab’s dennoch. Der Weg zurück zum Auto war dann unspektakulär.
So ganz war ich jedoch noch nicht bedient und beschloss, noch ein kleines Ründchen in einem nahegelegenen Gewerbegebiet zu drehen. Hier würden durchaus noch ein paar Leute unterwegs sein, aber primär im Auto und eher nicht zu Fuß. Da es nur ein paar hundert Meter zu fahren waren, versuchte ich das einmal mit den Missys an den Füßen. Fazit: geht zwar nach kurzer Gewöhnung, aber ganz wohl war mir nicht dabei. Das werde ich in Zukunft unterlassen, da ich nicht garantieren kann, dass ich im Notfall genauso gut und präzise reagieren kann wie mit flachen Schuhen.
Im Gewerbegebiet angekommen, suchte ich mir einen Parkplatz, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Ich fand schließlich einen am Straßenrand direkt an der Zufahrt zum Gewerbegebiet und plante meine Route. Von dort aus wäre zwar kein Rundweg machbar, aber ich könnte etwa 200 Meter bis zum Ende der Straße und auf der anderen Seite wieder zurückgehen – größtenteils ohne jeglichen Sichtschutz zur Straße. Also, los geht’s. Während der kurzen Runde sind vielleicht vier oder fünf Autos an mir vorbeigefahren und auf der anderen Straßenseite kamen mir ein paar Leute entgegen. Sichtbare Reaktionen gab es nicht. Erst kurz vor der Rückkehr zum Auto erkannte ich, dass ich direkt vor einer Autovermietung geparkt hatte und dass dort plötzlich reger Betrieb herrschte. Ich denke jedoch, dass ich es ohne großes Aufsehen ins Auto geschafft habe.
Das Fazit des Tages ist etwas zwiespältig. Auf der einen Seite bin ich zwar vermutlich nicht gesehen worden, was mich beruhigte. Auf der anderen Seite fand ich genau dies plötzlich etwas schade und wünschte mir, dass der eine oder andere doch einen guten Blick auf die Heels erhascht hätte. Ich beschloss also, in den nächsten Tagen ein bisschen mehr zu wagen…
Diesen Zwiespalt zwischen, hoffentlich sieht mich keiner und schde, dass mich keiner bemerkt hat, kenne ich auch aus meiner Anfangszeit. Bei kleinen Räumen ist es übrigens recht unwahrscheinlich, dass jemand direkt die Schuhe entdeckt. Zwar geht das Sichtfeld bis etwa 50cm vor den Füßen, aber das ist kein Bereich in dem man scharf sieht.
Autofahren mit hohen Absätzen geht schon, aber bei Autos mit hängendem Gaspedal ruiniert man sich schnell den Absatz und die Ferse des Schuhs, weil die ständig auf dem Teppich herumscheuern. Würde ich also bei solchen Autos schon alleine aus dem Grund nicht machen.
Ohne Abweichung von der Norm ist kein Fortschritt möglich. Frank Zappa
Ja, dieser Zwiespalt ist schon noch da. Sieht man auch in den Erlebnissen vom
Donnerstag, 05.08.2021
Eine weitere Nachmittags-Schicht am Flughafen. Nach den gestrigen Erlebnissen wollte ich heute einiges draufsetzen – man wird echt schnell süchtig. Also lag es nahe, den Besuch beim Goldenen M, den ich drei Tage zuvor abblasen musste, heute nachzuholen. Jedoch nicht abends, sondern kurz nach Mittag – also in der Rush Hour, wie ich gleich bei der Auffahrt auf den Parkplatz feststellen durfte! Ich nahm mir einen in einer der hinteren Parkreihen, so dass ich in Ruhe in meine Rockz Army Black 10,5 cm wechseln konnte ohne zwischen anderen Autos zu stehen, in denen Leute gerade beim Essen waren. Schon lustig, wie viele lieber im Auto essen als im Restaurant.
Gerade als ich fertig war, parkte direkt hinter mir ein anderes Auto, das zuvor aus dem Drive-through gekommen war. Mir war klar, dass der Fahrer mich und die Absätze meiner Missys perfekt im Blick haben würde, sobald ich aussteige. Schließlich trug ich eine normal lange blaue Jeans, die nichts davon verdeckte. Einmal tief durchatmen, los geht’s. Auf dem Weg zum Eingang kam ich nur an einer Person direkt vorbei: eine Mitarbeiterin, die zum Rauchen an der Gebäudeecke stand. Diese hatte mich dadurch sowohl von vorne als auch von hinten eine ganze Weile perfekt im Blick und hat mit Sicherheit etwas bemerkt. Laut genug sind die Absätze ja.
Im Restaurant selbst war es eher ruhig, die meisten saßen draußen auf der komplett vollen Terrasse. Daher suchte ich mir drinnen einen Tisch und war dort eigentlich gut vor Blicken geschützt. Das Essen (wenn man es als solches bezeichnen mag) bestellte ich mir per App an den Tisch – zum Bestellen und Abholen am Schalter war ich heute noch zu feige. Gebracht wurde es mir ein paar Minuten später von genau der Dame, an der ich zuvor draußen vorbeigelaufen bin. Sie war irgendwie außergewöhnlich freundlich und hatte ein sehr breites Lächeln im Gesicht. Warum wohl…?
Nach dem Essen brachte ich mein Tablett zum Servicewagen und ging von dort direkt zum Ausgang. Da es inzwischen deutlich voller geworden war, kam ich an mindestens 15 Leuten vorbei, an den Tischen, an den Bestellterminals und der Warteschlange. Auch draußen auf dem Parkplatz begegneten mir auf dem Weg zum Auto etliche Leute und ich musste an einem Auto vorbei, vor dem zwei junge Pärchen standen und mich aus ein paar Metern Entfernung perfekt von der Seite und dann noch länger von hinten sehen konnten. Es ist also schwer anzunehmen, dass mehrere Leute mein Schuhwerk bemerkt haben – mitbekommen habe ich davon aber nichts.
Nachdem es mittags so gut gelaufen ist und eine Menge Spaß gemacht hat, wollte ich abends nach der Arbeit noch ein bisschen weiter stöckeln. Ich machte auf dem Heimweg so gegen halb neun am bekannten Autobahnrasthof Halt. Ich fand einen Parkplatz recht weit hinten, wo ich ungestört in die Rockz Army schlüpfen konnte. Nur schräg links gegenüber parkte ein Kleintransporter, in dem der Fahrer gerade Brotzeit machte. Direkt beim Aussteigen konnte dieser meine Schuhe zwar nicht sehen, da links neben mir noch ein anderes Auto den Blick auf alles unterhalb der Knie versperrte, aber sobald ich zwei Schritte nach vorne machte, würde er alles perfekt sehen können. Egal, los geht’s.
Ich ging hinter dem Transporter vorbei und entlang der LKW-Schlange in Richtung Tankstelle. Publikum gab es hier noch nicht, das änderte sich aber schlagartig, als ich über die Zufahrtsstraße rüber zur Tankstelle ging. Dort war einiges los und ich musste direkt an zwei Autos vorbei, neben denen jeweils ein Pärchen stand. Da diese mich anschließend noch ein gutes Stück von hinten sehen konnten, dürften die Absätze gut im Blick gewesen sein. Eigentlich hatte ich vor, nur einmal um die Tankstelle herum und wieder zurück zu gehen, aber als ich an der Eingangstür vorbeikam, ritt mich der Teufel und ich ging kurzerhand hinein. Außer mir war nur ein Kunde anwesend, der gerade an der Kasse stand und mich daher nicht sehen konnte. Ich ging rüber zum Getränkeregal und suchte mir ein mir genehmes Mineralwasser aus.
Währenddessen kam ein weiterer Kunde zum Eingang herein und kam grob in meine Richtung, weswegen ich mich ein Stück hinter die Eistruhe zurückzog, die vor dem Getränkeregal stand. Bin halt noch ein kleiner Schisser und wollte die Schuhe aus dem Blickfeld bringen. Der Typ stand einen Moment auf der anderen Seite der Truhe, scannte das Regal ab, und ging dann weiter zur Kasse. Dachte ich zumindest. Als ich mich nach wenigen Sekunden umdrehte, sah ich nämlich, dass er sich stattdessen von der anderen Seite über die Eistruhe hinweg zum Getränkeregal streckte, um das Wasser seiner Wahl zu erhaschen. Was er dabei definitiv auch erhaschte, war ein Blick auf meine Schuhe – aus nächster Nähe und von schräg hinten. Der Blick war klar auf meine Fersen fixiert, aber sonst lies er sich nichts anmerken.
Jetzt war sowieso alles egal und ich ging mit meiner Flasche zur Kasse. Der andere Kunde hatte allerdings einen kleinen Vorsprung und war damit vor mir dran. Und wie er dran war – ich hatte das Gefühl, er wolle den ganzen Laden leerkaufen. Zur Tankrechnung kamen Schokoriegel, Muffin, heiße Bockwurst im Brötchen… Ich stand also wenigstens drei oder vier Minuten hinter ihm an und hoffte inständig, dass niemand mehr hereinkommt und sich hinter mich stellt. Schisser – hab ich das schon erwähnt? Das geschah dann auch erst, als ich gerade mit dem Bezahlen fertig war und mich schon auf den Weg nach draußen machen konnte, also vermutlich nichts gesehen. Gesehen wurde ich dann aber definitiv von etlichen Leuten, die im Bereich an der Tankstelle, am Rasthof oder am Parkplatz neben ihren Autos standen (ich ging auf der anderen Straßenseite zurück, wo deutlich mehr los war). Da die Heels aber wohl nur von der Seite oder von hinten auffallen und ich mich nicht umdrehte, bekam ich keine eventuellen Reaktionen mit; auch zu hören war nichts. Ab ins Auto, Schuhe wechseln und nach Hause. Wow, was für ein Tag…