Da ich nicht allzu oft in freier Wildbahn unterwegs war, gibt es auch nicht viel zu berichten.
Zunächst der peinliche Vorfall: Obwohl ich auf meinen Absätzen eigentlich sehr sicher unterwegs bin, im Haus ganze Tage und im Schutz der Dunkelheit zig Kilometer, bin ich doch tatsächlich mal gestolpert, als ich in einem schweizer Intercity die steile Treppe von der oberen Etage runterkam. Ich weiß ja schon, wie man so kurze Stufen nimmt, war aber mehr damit beschäftigt, gelassen zu wirken. Padauz! Ich konnte mich am Geländer auffangen, habe auch niemanden dabei angerempelt und die Bänder haben in den Stiefeln auch nicht gelitten, man kann sich ausmalen, was die anderen gedacht haben. Hochschuh kommt vor dem Fall.
Ansonsten habe ich nur ein einziges Mal eine echte Reaktion erlebt: In Köln in der Fußgängerzone gingen zwei Kerle hinter mir her, bemerkten meine Absätze, und der eine sagte zum anderen: Wegen sowas liebe ich Köln!
Schwierig. Ich bin nicht der Typ dafür, jemanden zu bitten, mich abzulichten. Habe es gerade vor einer spiegelnden Fassade in Basel versucht, aber man sieht fast nichts. Ist auch unspektakulär: Schwarze Jeans, schwarze Jacke, dunkelbrauner Lederhut.
Die Schnürstiefel sind no-name aus China, aber extrem angenehm zu tragen. Der Absatz ist sehr starr verbunden, was mir für lange Strecken und Unebenheiten wichtig ist.
Zitat von Stilotto im Beitrag #2Ansonsten habe ich nur ein einziges Mal eine echte Reaktion erlebt: In Köln in der Fußgängerzone gingen zwei Kerle hinter mir her, bemerkten meine Absätze, und der eine sagte zum anderen: Wegen sowas liebe ich Köln!
Hatte in Köln auch mal ein "tolles" Erlebnis. War mit der Frau im Musical und übersah in der Pause eine Stufe und musste einen langen Ausfallsschritt machen, sonst wäre ich flach gelegen. Mein erster Gedanke: Das haben nun Alle gesehen! Aber nichts ist passiert! Nur ein Kommentar meiner Frau: Du musstest ja Absätze anziehen oder so. Aber in Summe war ich an diesem Abend rund 5h auf 8cm unterwegs und das war's wert!
So, ich war in der Schweiz unterwegs und habe die Gelegenheit genutzt, meine neuen Stiefel auszuführen: 3867C9BE-8169-48A0-AD08-48D292851ADF.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte) Okay, schöne Gegend, schöne Stiefel, aber irgendetwas passt nicht. Mein Plan war: Wenn jemand auf dem Gipfel gewesen wäre, wäre ich so hingegangen und hätte gefragt, wo der Parkplatz ist (etwa vier Stunden abwärts, in diesen Stiefeln noch etwas länger). 😉 Und wer jetzt meint, ob das nicht etwas gefährlich wäre: Ja, wie schnell haben die guten Stücke Macken im Kunstleder durch die rauen Felsen! Also gut: Der Gipfel war leer, Stiefel in den Rucksack, damit sie in St. Moritz noch gut aussehen (berichte ich anschließend).
Jetzt noch ein wenig off-topic (weil ich Bergschuhe anhatte), aber doch auch für uns MoHH ermutigend (weil ich nicht der Norm entsprochen habe): Ich habe ein paar Touren mit luftigem Rock gemacht; in der heißen Sonne für mich das angenehmste: die Beine vor Sonne geschützt, aber ohne den Hitzestau einer langen Hose. Auf Bergwegen und weglosen Gipfeln im T3-Gelände bin ich insgesamt etwa dreißig Leuten begegnet, junge, ältere, einer Familie mit Kindern, manche nur gegrüßt, mit anderen einige Sätze gewechselt - kein komischer Blick, keine Bemerkung. Das Highlight: eine Gruppe kam mir entgegen, wir sprachen etwas, dann erkundigte ich mich nach dem Einstieg einer Route durch einen Felsriss. Sie zeigten kannten sie, hatten sie eigentlich auch gehen wollen, waren aber umgekehrt, weil oben noch zu viel Schnee wäre. Dann sahen sie mich an und meinten, ich würde den Eindruck machen, dass ich das gut schaffen könnte. 🙃 Wer also meint, mit einem Rock (oder eben auch Stilettos) für tuntig oder verzärtelt gehalten zu werden - vielleicht eher das Gegenteil! 😊
So, jetzt berichte ich wie versprochen weiter von meiner Schweiz-Tour. Die Orte und Städte habe ich mit meinen neuen Stiefeln von Lroey Reoly besucht: D86693A0-9BA0-4332-B7C1-5A4300D9102E.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte) Größe 47 mit 10 cm Absatz, sich elegant verjüngend mit winzigen Absatzflecken – so habe ich es am liebsten. Dazu enge schwarze Hose und ein schwarzes Wacken-Shirt - unrasiert und mit Lederhut entstehen da keine Missverständnisse von wegen Crossdresser.
In Andermatt habe ich aber gleich einen Rückzieher gemacht: grob verfugtes, rundköpfiges Kopfsteinpflaster, ganz ungesund für diese Absätze. Ich will ja nicht dauernd auf dem Boden schauen. Also bin ich barfuß in den Ort - da schauen auch manche.
Den Leuten in St. Moritz konnte ich wie erwartet mit den Stiefeln keine Reaktion entlocken. So fühle ich mich am wohlsten: schicke Stiefel, aber quasi unsichtbar, obwohl nicht mal eine einzige Dame wenigstens halbhohe Keilabsätze getragen hätte. Entspannter Rundgang auf unproblematischem Pflaster, beim Weg zurück durch die steilen Gassen war ich froh, dass ich keine ganz hohen Absätze hatte, mit denen der Weg runter wohl weniger souverän ausgefallen wäre. 🙄
Chur ist zwar viel größer, aber bodenständiger als St. Moritz. Da fängt man dann schon irritierte Blicke auf, wenn man etwas über dem Boden steht. 😉 Aber alle freundlich, auch wenn ich in den Kirchen lauter geklackert habe als mir recht ist. Das Kopfsteinpflaster kein Problem für geübte Stiletto-Träger.
In der Zürcher Altstadt dagegen sehr wechselhafte Qualität des Pflasters. Das scannt man besser unauffällig vor sich, um beizeiten den Gang anzupassen und abschnittsweise fast nur den Ballen zu belasten. Aber nur kurz, so dass ich in den paar Stunden keine müden Waden bekam. Auf einem Flohmarkt in Zürich fiel auf, wie viele schöne Schuhe dort angeboten wurden, aber keine trug welche. Zum Abschied dann noch das erste Kompliment, dass ich draußen bekommen habe: „Schaut guet us mit d‘ Schuh“ (oder so ähnlich, man verzeihe mein mangelndes Schweizerdeutsch) kam von einer jungen Frauenstimme ein Stück hinter mir. Ich Trottel war zu schüchtern, mich umzudrehen und zu bedanken. 🙈
Klasse Stiefeletten 👍👍👍 bei Kopfsteinpflaster hätte ich mit den Stiefeletten auch eine Rückzieher gemacht, man will sich nicht die Absätze ruinieren.
So ein Trottel war ich auch am Anfang, das wenn ich ein Kompliment bekommen habe, nur ein schüchternes Danke heraus bekommen habe. Dabei Entwickeln sich daraus immer so schöne Gespräche.
Aufregend, sowohl die wunderschönen Schuhe als auch, dass du dich getraut hast. Für mich persönlich ist der Meilenstein noch unglaublich fern. Wirklich super! mit der Höhe den ganzen Tag durchzuhalten ...
Ja, die Altstadt von Züri ist eine Herausforderung. Nicht nur das unregelmässige Kopfsteinpflaster, es geht dazu an einigen Stellen ja auch spürbar bergab. Was das Kompliment angeht, freu dich darüber und mach dir nichts daraus, dass du erst mal sprachlos warst. Ich denke das ging und geht ganz vielen hier so. Aber auch das wird mit der Zeit ganz anders und in Züri bekommst du garantiert öfter ein Kompliment auf der Strasse.
Zitat von FreeHeels im Beitrag #12Aufregend, sowohl die wunderschönen Schuhe als auch, dass du dich getraut hast. Für mich persönlich ist der Meilenstein noch unglaublich fern.
Für mich erschien er vor kurzem auch noch unglaublich fern, immer dieses unterbewusste Denken: was denken die Leute von mir? Aber selbst wenn viele etwas Falsches denken, kann mir das ja in einer fremden Stadt egal sein. Ich habe mit kleinen Ausflügen begonnen, im fremden Bahnhof zwanzig Minuten zum Umsteigen, wo man im Gewimmel gar nicht auffällt. Kein Problem. Und jetzt ist es für mich ganz normal, dass ich andere Städte so genieße. Der Meilenstein ist vielleicht viel näher als gedacht.
ZitatWirklich super! mit der Höhe den ganzen Tag durchzuhalten ...
10 cm sind bei Schuhgröße 47 gar nicht wild. Aber bevor man sich raus wagt, sollte man probiert haben, dass man sich indoor entsprechend lange wohl fühlt, z. B. wenn man damit mal am Großputztag die ganze Zeit herumläuft. Ich habe auch schon lange Nachtspaziergänge in der Einsamkeit gemacht (wovor manche hier aber warnen). Viel Mut und Freude wünsche ich!
Gestern in Worms: ich habe mir die Stadt angesehen. Im Dom habe ich mich bemüht, den Ballen zuerst aufzusetzen, weil sonst die Pfennigabsätze sehr durch das Gewölbe hallen. Dann werde ich in der Fußgängerzone um etwas Kleingeld gebeten. Wahrheitsgemäß entschuldige ich mich, dass ich kein Kleingeld dabei habe (ich lebe quasi bargeldlos). Der Bettler antwortet freundlich kein Problem, ich müsse mich nicht entschuldigen. Und als ich weitergehe sagt er noch hinter mir her: „Schönes Outfit übrigens, gefällt mir.“ ein Kompliment von unverhoffter Seite …
Wie üblich: sehr schwarz IMG_6794.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte) Es hat sich leider mal wieder keine unauffällige Gelegenheit für ein Bild draußen ergeben …
Wo die Outfits fotografiert werden ist doch egal. Ich finde es auch immer wieder schön, wenn das ganze Outfit zu sehen ist, und nicht nur der Teil unterhalb vom Knie. Da kann man sich noch Inspirationen für Kombination holen.