Es gibt ja durchaus Tage (gar Wochen!), wo ich überhaupt keinen Bock habe, hochhackig vor die Tür zu gehen.
Bequemlichkeit spielt sicherlich auch eine Rolle, aber manches Mal passt es mir und meiner Stimmung nicht.

Umso größer die Freude, wenn ich am Morgen immer noch die Energie und den Mut habe (und keine Ausrede) mich doch mal wieder auf die hohen Hacken zu stürzen.


Graceland ca. 9,0cm - Even&Odd Chelsea Boots ca. 9,5cm - Buffalo ca. 10,8cm (inkl.1,3cm Plateau)

Und so zog ich am Mittwoch endlich mal wieder hohe Schuhe an. Meine Wohlfühl-Stiefeletten von Graceland, die auch mit Baumwollsocken passen und gut eingelaufen sind.
Dazu eine etwas kürzere Jeans (mit der ich eigentlich "Hochwasser" habe, die aber die Schuhe betont) und derberes Hemd in herbstlicheren Farben.
Die Reaktionen waren hierzu noch etwas zurückhaltend. Aber ob an der Bushaltestelle, im Bus, auf den Firmenfluren und in der Kantine... der ein oder andere leicht irritierte Blick.
Mit ein wenig Fantasie könnte man das noch als Cowboy-Style durchgehen lassen.

Am Donnerstag dann die Chelsea-Boots mit Blockabsatz - aus meiner Sicht auch noch recht burschikos.
An der Haltestelle und im Bus die ersten Blicke von jüngeren Damen, die sich zu wundern schienen ("Warum hat der höhere ... ähm... warum hat der überhaupt Absätze und ich nicht?").
Dann noch bei der Praxis meines Sohnes vorbei geschaut, weil ich für ihn ein neues Medikament brauchte... die Ärztin kam raus zum Unterschreiben, machte noch ein-zwei belanglose Small-Talk-Sätze, wir wünschten uns schon mal frohe Festtage -
da schien sie im Augenwinkel etwas wahrgenommen zu haben - FAHRSTUHLBLICK! Recht professionell versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen - für ein Pokerface taugte es jedoch nicht.
Am Bus-Bahnhof dann auf den nächsten Bus gewartet. Links von mir ein paar Teenies (mit Turnschuhen, ein Mädel sogar mit gefütterten Flachtretern), die sich angeregt unterhielten, aber irgendwann meiner gewahr wurden.
Halbwegs unauffällig verständigten sie sich untereinander und es folgten einige Fahrstuhlblicke. Aber scheinbar keine Handybilder.
In der Firma dann ganz entspannt durch die Gänge geklappert, zum Mittagessen zur externen Kantine... keine besonderen Wahrnehmungen.
Am späten Nachmittag sogar noch einen Termin mit Chef und Lieferanten - da gab es auch keine Reaktionen (zumal der Vertreter später in den Raum kam und früher ging und meine Schuhe wohl auch nicht sehen konnte).

Heute, am Freitag setzte ich noch mal einen drauf: die schwarzen Stiefeletten von Buffalo (gekauft: Mannheim anno 2016?). Durch das Plateau ein wenig flacher - aber schmaler geschnitten und durch das Plateau etwas kippeliger beim Laufen/ Gehen/ Stehen - aber der Absatz umso länger und prominenter und damit kaum als "Herrenschuh" zu verwechseln.
In Bus, Firma und Kantine recht unspektakulär. Klar, gibt immer mal wieder Kollegen, die mich noch nicht mit hohen Schuhen gesehen haben und zweimal schauen müssen, aber das war´s auch.
Meinen direkten Kollegen (auch den zwei neuen) in der Abteilung war das nicht mal einen Kommentar wert.
Ein kleines Highlight fürs Tagebuch hatte ich aber dann doch noch am Schluss: auf dem Rückweg mit dem Bus stieg ich an meiner Haltestelle rechtzeitig auf (und nicht wie die anderen Deppen, die mittlerweile erst aufstehen, wenn die Gäste am Bahnsteig hineindrängen) und stand so die letzten hunderte Meter Strecke vor der Tür. Kurz bevor wir die Halstelle erreichten, stand auch eine andere Dame (Mitte 50+) auf, die sich auf 0800h hinter mich stellte. Draußen alles dunkel, der Bus hell erlauchtet - so diente mir die Bustür als Spiegel, um zu sehen, wie die Dame zunächst verwundert, bis erschrocken auf meine Schuhe blickte
Dann Fahrstuhlblick nach oben... Gedanken sortieren, innerlich Kopf schütteln... wieder Blick nach unten - Blickfahrt nach oben. Nee. Wegschauen, Augen neu justieren. Blick auf meine Schuhe. Fahrstuhlblick nach oben. Fahrstuhl hängt.
Dann saust der Blick wieder schlagartig nach unten und ebenso schnell wieder hoch...
Das ging ein paar Mal so, bis der Bus endlich hielt und wir aussteigen konnten/ durften/ mussten.


Diese Tage haben mir au jeden Fall Spaß gemacht!
Alles in allem recht unbedeutende Erlebnisse, aber zeigt(e) einmal mehr: einfach machen!
Zu sich und seiner Sache stehen und das Leben auf hohen Absätzen einfach genießen!

Einfach. Nur. Geil!
Danke für dieses Wochen-Resümee!
Sehr schön geschrieben. Und perfekt in den Alltag integriert.... - So muss das!

Kann da nur zustimmen! Schöner Bericht!
Ist schon cool, wie du das einfach so in den Alltag integrierst