Hallo zusammen,

ich bin gerade mal bis zum Anfang dieses Unterforums gegangen und habe festgestellt, dass, sofer ich mich nicht irre, einer der ersten Beiträge hier vor 8 Jahren erstellt wurde.

Immer wieder wenn ich hier die Beträge lese, in denen Mitglieder ihre ersten Schritte draußen beschreiben, muss ich unweigerlich an meine ersten Versuche denken.
Schon alleine der Gedanke, dass man in hohen Schuhen in der freien Wildbahn gehen möchte, hat den Herzschlag erhöht, einem den Angstschweiß ins Gesicht getrieben und der Puls war kaum noch messbar.
Dann war es soweit, 2 Uhr Nachts, hohe Schuhe an und durch die dunkelsten Ecken im Freien bewegt und bei jedem Geräusch ist man stehengeblieben wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Der Puls raste und der Angschweiß lief einem am Körper runter.

Aber wie kam es soweit? Warum wollte ich in hohen Schuhen draußen laufen?
Ich denke, ich habe wie viele in den eigenen 4 Wänden angefangen zu laufen und zu üben. Nach und nach wuchs allerdings der Gedanke in mir, dass es ja Schuhe für draußen sind und man diese ja auch dort tragen könnte.
Wer soll mich daran hindern? Natürlich, der innere Schweinehund, den galt es zu überlisten, nur wie? Schläft er vielleicht Nachts und man könnte es wagen? Die ersten zaghaften Versuche unternehmen?
Ja genau so fing es bei mir an, Nachts keine Menschenseele draußen aber dennoch kam war ein Geräscuh zu hören, erstarrte ich und lauschte was es war...

Nach und nach wurden die Versuche in den Zeitbereich vor 0 Uhr gelegt, man hat sich auch mal in das Laternenlicht gewagt, wurde dennoch zur Salzsäule wenn man ein Geräusch gehört hat und suchte den dunkelsten Bereich auf, den man finden konnte.
Dann hat man Ausreden für sich gefunden, warum es heute dann nicht geht und so gingen Tage oder Wochen zwischen den ersten Versuchen ins Land.
Als ich mich damals entschieden habe, auch im Tageslicht hohe Schuhe zu tragen, war ich echt versucht die Malteser oder den ASB als medizinische Unterstützung zu rufen, da mein Puls und Blutdruck in einem nicht so gesunden Bereich waren.
Was ziehe ich denn an und welche SChuhe sollen es denn werden? Ich habe mich dann für 8 cm hohe Stiefeletten und eine Bootcut Jeans entschieden welche den Schuh komplett verdeckt hat. Natürlich konnte kaum jemnd erkennen, welche Art von SChuh ich trug aber hat das jemand meinem Kreislauf mitgeteilt? Nein!
Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, einerseits vor Aufregung und anderer Seits vor Angst, dass es jemnd sehen könnte und mich blöd anmachen könnte oder was auch immer. In meinem Kopf arbeitete es wie verrückt, wie soll ich auf diese oder jene Konfrontation reagieren, wer wechselt mir zu Hause die nicht vorhandenen Windeln? Fragen über Fragen taten sich in mir auf.
Als ich dann nach einer Stunde wieder zu Hause ankam und mich erstmal geduscht habe, war ich überrascht, es ist nix passiert, keine blöden Sprüche, kein Gelächter oder sonstiges was man negativ auslegen hätte können.
Ich wiederholte diese Ausflüge immer häufiger und die Bootcut Jeans wurden kürzer, die Schuhe höher, bis man sicherer wurde. Die ersten Reaktionen kamen bei mir an, entweder waren es verwunderte Blicke oder auch das ein oder andere Lachen oder Auslachen. Die ersten Fragen wurden an mich rangetragen und mit der Zeit wurde ich immer sicherer.
Als die erste negativer Erfahrung in Form von Beleidigungen auf mich niederfuhren, habe ich mich zwar gefragt, ob es richtig ist, wasich mache, bin dann aber zu dem Schluss gekommen, es ist mein Ding. Damals war ich bei weitem noch nicht so gefestigt wie ich es heute bin und konnte auch noch nicht so gut mit solchen Reaktionen umgehen, dies kam aber. mit der Zeit.

Wenn ich heute an die damalig zeit zurückdenke, dann mit einem Lächeln im Gesicht.
Wie weit habe ich es gebracht?
Ich...
...gehe in hohen Schuhen raus wann immer ich es will!
...trage die hohen Schuhe die mir gefallen (und in meiner Größe erhältlich sind).
...trage hohe Schuhe im Büro.
...habe eine Partnerin die mich so akzeptiert wie ich bin.
...habe in hohen Schuhen geheiratet.
...habe einen Freundeskreis, welcher mich so nimmt wie ich bin.
...habe ein Vorstellungsgespräch in hohen Schuhen geführt.
...liebe es in einem freien Land zu leben, in dem jeder so sein kann wie er mag.
...lege mir selber keine Grenzen mehr auf.

...könnte noch ewig so weiter machen


Vielleicht geht es einigen von Euch genauso wie es mir damals gegangen ist.
Eines kann ich Euch sagen, die größte Hürde die ihr vor Euch habt, ist der eigene innere Schweinehund.

@Moderatoren
sollte der Beitrag hier falsch sein, bitte in das richtige Forum verschieben.

Ansonsten wünsche ich allen die den Schritt nach draußen wagen wollen, viel Spaß und wagtr den ersten Schritt!

Viele Grüße
Stefan

Wie sich die Werdegänge doch gleichen.
Meine ersten Gehversuche in der Öffentlichkeit waren auch am späten Abend (ab 22:00 Uhr), auf einsamen Wegen oder Gewerbegebiete. Bloß nicht weit weg vom Auto entfernen, das man schnell wieder im Auto verschwinden könnte und das obwohl meine Frau mich unterstützt und dabei war .

Das erste Mal mit hohen Schuhen am helligen Tag, war auf einem Autobahnparkplatz. Wir waren alleine auf dem Parkplatz und da bin ich ausgestiegen um eine zu rauchen. Dann kam ein anderes Auto auf dem Parkplatz, so schnell war ich noch nie im Auto verschwunden und der Puls war am Anschlag. Heute kann mann nur noch darüber lachen.

Was hat man sich Gedanken darüber gemacht, was die anderen Leute über einen Denken, wenn man als Mann mit hohen Schuhen unterwegs ist. Sowas macht man doch nicht, das ist doch nicht normal.
Wenn meine Frau den Gedanken hatte, wir könnten doch mal einen Spaziergang in hohen Schuhen machen, dann kamen die Ausreden ....
- das Wetter ist nicht so gut, könnte noch regnen
- habe heute keine Lust
- ich möchte heute noch im Fernseh etwas anschauen
- usw.

Ich weiss, es werden einige von euch, mich für verrückt halten .... so eine Unterstützung, da wird einem die Hand hingehalten ... und man nimmt die nicht.
Aber ich stand mir selber im Wege, der Kopf machte nicht mit, der sagte mir immer ... so was macht man nicht, ich war der Meinung, das ich so ziemlich alleine war mit den Spleen, hatte ja auch keine anderen Männer in HH gesehen.

Die von Euch beschriebenen Stationen und Situationen sind auch mir sehr bekannt. Ich denke es wird Vielen hier im Forum ähnlich ergehen bzw. ergangen sein. Geholfen haben mir die Berichte und die Bilder von Einigen Mitgliedern. So habe ich meinen Weg gefunden, und kann meinem Faible mit Wissen und Unterstützung meiner Frau nachgehen. 😊

Zitat von Akkarrin im Beitrag #1

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...trage die hohen Schuhe die mir gefallen (und in meiner Größe erhältlich sind).

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Die hier beschriebenen Stationen kenne ich auch. Wie bei den meisten war es auch bei mir der "innere Schweinehund" den es zu überwinden galt.
Aber ich habe dann doch so einiges geschafft wo ich letztes Jahr um diese Zeit noch nicht drsn gedacht hätte.
Einige von euch haben aber auch noch einen sehr grossen Vorteil - die Partnerin akzeptiert nicht nur euren "Spleen" sondern ermutigt euch auch noch.

Super geschrieben und auch ich erkenne mich darin wieder. Aber so weit, dass es für mich selbstverständlich ist - so weit bin ich dann doch noch nicht. Es gab kleine, zaghafte Ausflüge aber zur Selbstverständlichkeit gereicht es nicht. Aber genau dafür ist das Forum ja da: Mut machen, aufzeigen - dass es geht, (im wahrsten Sinne ;-) ) und Unterstützung zu bieten. Ich bleibe dran....